Der Bundestagsabgeordnete Adis Ahmetovic (SPD) posiert für ein Foto. © NDR Foto: Katharina Seiler

Schon früh gegen Widerstände durchgesetzt: Adis Ahmetovic

Stand: 20.10.2021 16:00 Uhr

Adis Ahmetovis aus Hannover zieht für die SPD in den Bundestag ein. Diesen Weg hätte er als Kind nicht für möglich gehalten, denn sein Start in Deutschland war schwierig.

von Katharina Seiler

Als Adis Ahmetovic 1993 geboren wurde, hätte wohl niemand vorhergesagt, dass er mal für die SPD den Bundestags-Wahlkreis Hannover-Stadt I gewinnen würde. Denn seine Eltern waren 1992 als Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina nach Hannover gekommen. Jeden siebten Tag, so erzählt Ahmetovic, mussten sich seine Eltern die Duldung verlängern lassen. Er erinnert sich auch deshalb noch so gut an diese Zeit, weil er als Geduldeter nicht in den Kindergarten gehen durfte.

Als Kind von Abschiebung bedroht - jetzt im Bundestag

Als die Abschiebung drohte, suchte sich die Familie einen Rechtsanwalt und stieß auf den jungen, engagierten Matthias Miersch. "Miersch, der heute stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion ist, hat den Prozess so gut geführt, dass wir am Ende in Hannover bleiben konnten. Und jetzt, ein paar Jährchen später, sitze ich im Deutschen Bundestag neben dem Menschen, der mir das ermöglicht hat, in Deutschland zur Kita zu gehen, in Deutschland Abitur zu machen und studieren zu können. Das kann man sich nicht ausdenken. Wenn es so was wie Schicksal gibt, dass wäre das eine Schicksalsgeschichte", sagt Ahmetovic und scheint es selbst immer noch kaum zu glauben.

Erfolgsrezept: Konkrete Ziele konsequent verfolgen

Adis Ahmetovic ist trotz seiner 28 Jahre alles andere als ein Politik-Neuling. Hinter ihm liegen der Juso-Vorsitz in Hannover und Mitarbeit bei SPD-Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie beim niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil. Seit 2020 ist er zudem Co-Vorsitzender des SPD-Bezirks Hannover. Seinen ersten politischen Erfolg errang er mit Anfang 20, als er die Jugendnetzkarte durchsetzte: eine ermäßigte Fahrkarte für Jugendliche für den öffentlichen Nahverkehr im Großraum Hannover - gegen den Willen des damaligen SPD-Regionspräsidenten Hauke Jagau. "Da habe ich damals echt Anschiss gekriegt, aber ich habe mich durchgesetzt", erinnert Ahmetovic sich lachend. Er hat gelernt: Man braucht konkrete politische Ziele, wenn man konkreten Erfolg haben will.

"Bewundere Scholz für seine Ruhe"

Als Bundestagsabgeordneter fordert er jetzt das 365-Euro-Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr für alle. Adis Ahmetovic klingt aber nicht wie ein aufmüpfiger Juso, vor dem sich die Fraktionsführung oder ein möglicher SPD-Kanzler Olaf Scholz fürchten müsste. Zumal er nach eigener Aussage auch zu denen gehört, die schon vor einem Jahr daran geglaubt haben, dass Scholz gewinnen wird. Er bewundere Scholz für seine Ruhe - er selbst sei da anders.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Funkbilder - der Tag | 20.10.2021 | 16:00 Uhr

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