Razzia gegen Schleuser in Hannover und weiteren Städten
In Hannover, Leipzig und Duisburg haben Spezialeinheiten der Bundespolizei acht Objekte durchsucht und vier Mitglieder einer Schleuserbande festgenommen. Auch der Kopf der Bande ging ins Netz.
Vier mutmaßliche Mitglieder einer Schleuserbande, die nach Angaben der Bundespolizei international aktiv sein soll, sind im Rahmen einer deutschlandweit koordinierten Aktion am Mittwoch festgenommen worden. Wie die Bundespolizei dem NDR bestätigte, wurde dabei der Kopf der Bande in Hannover festgenommen. Zuerst hatte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" (HAZ) darüber berichtet. Die vier Beschuldigten, die in Deutschland gefasst wurden, sind laut Polizei zwischen 31 und 43 Jahre alt und besitzen einen syrischen Pass. Sie sollen 120 banden- und gewerbsmäßige Schleusungstaten verübt haben, mindestens 748 Menschen sollen geschleust worden sein. Bei einer Schleusung von Belarus nach Lettland sollen zwei Menschen zu Tode gekommen sein.
Vorwurf: Mit Schleusungen Millionen verdient
Zwischen 2021 und 2024 sollen die Täter nach Polizeiangaben rund 3,4 Millionen Euro verdient haben. Pro Schleusung sollen demnach je nach Aufwand im Schnitt 4.500 Euro berechnet worden sein. Der 43-jährige mutmaßliche Hauptorganisator muss sich laut den Ermittlern darüber hinaus voraussichtlich wegen Anstiftung zu versuchtem Mord in drei Fällen und wegen schweren Raubes verantworten. Im Rahmen der Maßnahmen stellten die Beamten etliches Beweismaterial sicher, zum Beispiel Smartphones, PCs und Notebooks, die laut Bundespolizei bei den Taten verwendet worden sein sollen. Die Ermittler fanden nach eigenen Angaben zudem 30.000 Euro Bargeld.
Zunehmende Gewaltbereitschaft bei den Schleusern
Während der Ermittlungen habe sich herausgestellt, dass Schleuserbanden zunehmend gewaltbereit seien und sich zunehmend professionalisieren, wie die Ermittler mitteilen. So bestehe auch beim aktuellen Fall der dringende Verdacht, dass die Täter sehr gut vernetzt gearbeitet haben dürften. Ermittler in 13 Ländern hatten nach Angaben der Bundespolizei im Vorfeld zusammengearbeitet. Spuren führten die Ermittler unter anderem nach Serbien, Bosnien-Herzegowina, Österreich und die Niederlande.
Zusammenarbeit nach dem "Traunsteiner Modell"
Federführend bei den Ermittlungen war eine Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft im bayrischen Traunstein. Von dort aus wurden die Razzien mit den Ermittlern aus den anderen EU-Ländern koordiniert. Durch diese länderübergreifende Zusammenarbeit sei es gelungen, die Schleuserbande zu fassen. Diese Kooperation nach dem sogenannten "Traunsteiner Modell" wurde nach Angaben der Bundespolizei in München inzwischen in allen bayerischen Staatsanwaltschaften, die sich in der Nähe einer Grenze befinden, eingeführt. Beim Kampf gegen internationale Schleuserbanden, Drogen- und Waffenhändler arbeiten die Ermittler zudem mit der europäischen Polizeibehörde Europpol und der Europäischen Agentur für justizielle Zusammenarbeit, Eurojust, zusammen.