VIDEO: Vor dem Prozess gegen Daniela Klette (4 Min)

Prozess gegen mutmaßliche RAF-Terroristin: Wer ist Daniela Klette?

Stand: 24.03.2025 07:22 Uhr

Am 25. März beginnt der erste Prozess gegen Daniela Klette im Oberlandesgericht Celle. Wer ist die Frau? In ihrem Leben - in der RAF und danach als "nette Nachbarin" - hatte sie scheinbar unterschiedliche Gesichter.

von Tullio Puoti

"Wer ist Daniela Klette?" Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt. Für die Behörden ist sie eine skrupellose Verbrecherin. Für ihre Nachbarschaft in Berlin einfach eine nette Frau mit Hund.

Die junge, linke Aktivistin Klette

Aber von vorne: Daniela Marie Luise Klette wurde am 5. November 1958 in Karlsruhe geboren. Sie ist die Tochter einer Zahnärztin und eines Handelsvertreters, wuchs mit zwei Geschwistern in Karlsruhe auf. Ab Ende der 60er-Jahre besuchte sie ein Mädchen-Gymnasium. Klette soll sich schon früh politisch engagiert haben. Laut Behörden war sie in verschiedenen linksextremistischen Gruppen aktiv.

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Ein gepanzertes Fahrzeug der Polizei transportiert die mutmaßliche Terroristin der RAF Daniela Klette von Verden nach Hannover. © TelenewsNetwork

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Der Weg in die RAF

Ende der 70er-Jahre schloss sie sich der Roten Hilfe Wiesbaden an. Eine linke Organisation, die behauptet, politisch Verfolgte zu unterstützen. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz ist der Verein einer der wichtigsten Gruppen im deutschen Linksextremismus. Hier lernte Klette Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld kennen. Beide galten in den 1980ern als zentrale Figuren der dritten Generation der RAF. In dieser Zeit wurde Klette mutmaßlich Teil der Rote Armee Fraktion (RAF). Die terroristische linksextremistische Vereinigung war 1968 in Deutschland gegründet worden. 

Daniela Klette: Die Terroristin?

Klette wird verdächtigt, gemeinsam mit Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg an mehreren Anschlägen der RAF beteiligt gewesen zu sein. Darunter sollen der Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und der Sprengstoffanschlag auf die südhessische JVA Weiterstadt 1993 sein. Ermittler fanden damals DNA-Spuren von Klette am Tatort. Das Terror-Verfahren ist von dem Prozess in Celle abgetrennt und wird von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe geführt.

Polizeibeamte stehen vor der Wohnung von Daniela Klette in Berlin. © TV Newskontor
Als Claudia Ivone soll Daniela Klette über Jahrzehnte unbehelligt in Berlin gelebt haben.
Überfälle und Schüsse: Klette, die skrupellose Räuberin?

Die RAF verkündete im März 1998 ihr Ende. Danach folgten keine weiteren Anschläge. Klette tauchte ab und soll durch eine Reihe von Raubüberfällen wieder aufgetaucht sein. Zwischen 1999 und 2016 soll sie gemeinsam mit Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg Geldtransporter und Supermärkte überfallen haben, überwiegend in Niedersachsen, aber auch in anderen Bundesländern. Die Behörden gehen davon aus, dass sie Geld brauchten. Weil bei einem Geldtransporter-Überfall im Jahr 2015 bei Stuhr (Landkreis Diepholz) Schüsse fielen, ist sie auch wegen Mordversuchs angeklagt. Zu dieser Zeit soll Klette wohl auch mehrfach eine Wohnung in Bremen gemietet haben. Unter dem Namen Sarah Lopez. Der Spiegel hatte zuerst berichtet.

Die "nette Claudia" aus dem Berliner Betonbau

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In Karlsruhe wird eine Person aus einem Hubschrauber geführt. Womöglich handelt es sich dabei um die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette. © picture alliance/dpa | Uli Deck Foto: Uli Deck

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Rund 30 Jahre lebte die heute 66-Jährige im Untergrund. Ob dieser Begriff wirklich passt, ist fraglich. Denn mehr als ein Jahrzehnt lebte sie offenbar in Berlin als Claudia Ivone, hatte auch ein Facebook-Profil unter diesem Namen. In Berlin hatte sie scheinbar ein normales Leben. Mit einer kleinen Wohnung im Stadtteil Kreuzberg im fünften Stock eines Betonbaus. Ohne Mietvertrag. Sie sei immer mit ihrem großen weißen Hund "Malaika" spazieren gegangen. Habe Nachbarskindern Mathenachhilfe gegeben und war nett und zurückhaltend, berichten Nachbarn. Über viele Jahre habe sie sich auch in der brasilianischen Community engagiert. Bis 2020 sei sie regelmäßig in einem Studio gewesen und habe Capoeira getanzt, einen brasilianischen Kampftanz. "Claudia" soll auch eine Beziehung mit einem Brasilianer gehabt haben. Der Mann sagte dem Spiegel, dass er sie vor rund 15 Jahren in Brasilien kennengelernt hätte. Als Paar wären sie dann nach Berlin gegangen. Er habe aber nie Verdacht geschöpft.

Verhaftet - durch Fingerabdruck überführt

Ein Tipp aus der Bevölkerung habe das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) nach Berlin geführt. Als Zielfahnder am 26. Februar 2024 an ihrer Tür klingelten, stellte sich Klette als Claudia Ivone mit einem italienischen Pass vor. Klette wird festgenommen - anhand ihres Fingerabdrucks wird sie als Daniela Klette identifiziert. In ihrer Wohnung fanden Ermittler Waffen, Munition, falsche Pässe und große Geldbeträge.

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Daniela Klette beim Prozessauftakt im Oberlandesgericht Celle im Gerichtssaal. © Reuters/Pool/dpa Foto: Wolfgang Rattay

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Hallo Niedersachsen | 23.02.2025 | 19:30 Uhr

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Terrorismus

Celle

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