Pilotprojekt hilft Geflüchteten und Kommunen, besser zu "matchen"
Aktuell werden Geflüchtete vor allem über eine Quote auf die Kommunen in Niedersachsen verteilt. Mit dem Pilotprojekt "Match'In" sollen Bedürfnisse der Geflüchteten und Voraussetzungen vor Ort berücksichtigt werden.
Wissenschaftler der Universitäten Hildesheim und Erlangen-Nürnberg haben Testkommunen zu ihren Voraussetzungen befragt. Insgesamt mussten die Kommunen 50 Fragen beantworten, beispielsweise in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt. Umgekehrt haben auch die Schutzsuchenden 50 Fragen beantwortet, etwa zu Familienstand, Gesundheit und Beruf. Eine Software berechnet dann, welcher Mensch am besten zu welcher Kommune passt.
Verteilung von Geflüchteten: Aktuelles System hat Mängel
Im aktuellen Verteilungssystem werden nur Faktoren wie medizinischer Bedarf und gegebenenfalls der Wohnort von Familienangehörigen ersten Grades berücksichtigt. Zusätzlich kann die schutzsuchende Person einen Wunschort äußern. Ob der berücksichtigt werden kann, hängt aber auch von der Verteilungsquote ab. "Durch dieses System entstehen häufig 'Mismatches'", sagt Katharina Euler von der Uni Hildesheim. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Menschen ihren Beruf in der Kommune nicht ausüben können oder für sie wichtige Voraussetzungen nicht vorfinden. "Das führt dann zu Unzufriedenheit auf beiden Seiten und im schlimmsten Fall verlassen die Geflüchteten dann die Kommune, sobald es rechtlich möglich ist. Dann hat die Kommune die Kosten für die Integration getragen und hat aber nichts davon", so Katharina Euler.
Projekt auch in anderen Landkreisen Niedersachsens getestet
Das Pilotprojekt wurde in Niedersachsen in den Landkreisen Aurich, Göttingen, Helmstedt und der Region Hannover durchgeführt. Dabei kamen 18 Geflüchtete nach Göttingen, 16 nach Aurich, vier in die Region Hannover und keine in den Landkreis Helmstedt. "Helmstedt war für keine der teilnehmenden Personen das beste 'Match'", erklärt Euler. Neben Niedersachsen waren auch Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz beteiligt.
Ein Schritt in Richtung einer besseren Integration?
Ob die Integration durch dieses Projekt besser funktioniert, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Denn die Personen wurden erst in den vergangenen Monaten den Landkreisen zugewiesen. Der Landkreis Göttingen zieht trotzdem ein positives Zwischenfazit. "Für uns hilft es, wenn wir wissen, welche Flüchtlinge kommen, was sie an Voraussetzungen mitbringen, so dass wir gegebenenfalls auch Angebote neu schaffen können, wie zum Beispiel Sprachkurse", sagt der stellvertretende Fachbereichsleiter für Soziales, Dominic Liese.
Flüchtlinge in der Stadt und auf dem Land
Kritik kommt hingegen vom Niedersächsischen Städtetag. So ein System flächendeckend einzuführen, würde viel bürokratischen Aufwand bedeuten. Außerdem würden die Kommunen so ungleich belastet, kritisiert der Hauptgeschäftsführer Jan Arning. "Wir können damit rechnen, dass die Geflüchteten versuchen, in die Städte zu kommen, dort sind die Communitys, dort sind die Wege kürzer, dort gibt es Universitätskliniken und wir müssen aber auch in den ländlichen Raum zuweisen."
Projekt wird auch in anderen Bundesländern getestet
Dass das Projekt flächendeckend eingeführt wird, steht aber aktuell nicht zur Debatte. Niedersachsen steigt mit dem Ende dieser ersten dreijährigen Pilotphase aus dem Projekt aus. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen es aber in anderen Bundesländern weiterführen und hoffen aus Zusagen aus Hessen und Rheinland-Pfalz.