Nach Warnstreik: Flugverkehr in Norddeutschland normalisiert sich
Nach den Warnstreiks an sieben Flughäfen normalisiert sich der Flugbetrieb wieder. An den Airports in Hannover, Bremen und Hamburg haben am Samstagmorgen wieder Starts und Landungen stattgefunden.
Am Flughafen Hannover-Langenhagen waren am frühen Morgen zwar noch drei Flüge ausgefallen. Doch schon am Freitagabend war um 23.55 Uhr laut Website des Airports wieder die erste Maschine gestartet. Insgesamt sind in Hannover am Samstag mehr als 60 Verbindungen vorgesehen. In Bremen hob pünktlich um 6.10 Uhr das erste Flugzeug der Lufthansa nach München ab, hieß es auf der Website des Airports. Nur zwei frühe Flüge seien gestrichen worden, teilte eine Sprecherin am Freitag mit.
Flughafen Hamburg rechnet mit volleren Maschinen
Auch der Flugverkehr in Hamburg ist am Samstag nach Angaben des Airports wieder angelaufen. Um die ausgefallenen Flüge zu kompensieren, sei mit zahlreichen Umbuchungen auf die nachfolgenden Tage zu rechnen, sagte eine Sprecherin des Flughafens. Am Wochenende müssten Passagiere deshalb mit volleren Maschinen rechnen. Bislang seien für den ersten Tag nach dem Warnstreik 94 Starts und 90 Landungen am Hamburg Airport geplant.
Rund 9.000 Flugreisen in Hannover von Streik betroffen
Am Freitag hatte die Gewerkschaft ver.di an sieben deutschen Flughäfen zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Die Auswirkungen waren unter anderem am Hannover Airport deutlich spürbar: Von 77 geplanten Flugbewegungen wurden nur fünf umgesetzt. Dabei handelte es sich um Flugzeuge, die für die Erdbebenopfer in der Türkei Hilfsgüter, Helfer und Angehörige an Bord hatten. Rund 9.000 Fluggäste blieben am Boden. Ein Sprecher des Flughafens Hannover schätzt, dass die Verluste bis in den sechsstelligen Bereich gehen könnten. In Bremen und Hamburg waren alle Flüge gestrichen worden.
FMO als Ausweichflughafen für Hannover und Dortmund
Auswirkungen hatten die Warnstreiks am Freitag auch auf den Flughafen Münster-Osnabrück. Dort wurde zwar nicht gestreikt - allerdings fielen acht Flüge aus. Diese seien von der Lufthansa gestrichen worden, so ein Flughafensprecher. Dafür kamen andere, nicht geplante Flüge hinzu: Die Fluggesellschaften Ryanair und Corendon nutzten den Flughafen für insgesamt zehn Flüge, die ursprünglich von den bestreikten Flughäfen in Hannover oder Dortmund fliegen oder dort landen sollten. Ankommende Passagiere sollten dann mit Bussen von Münster-Osnabrück nach Dortmund und Hannover gebracht werden.
Ver.di fordert 10,5 Prozent mehr Einkommen
Auch in München, Frankfurt, Stuttgart und Dortmund waren Flughafen-Beschäftigte aufgefordert, am Freitag ihre Arbeit niederzulegen. Der Flughafenverband ADV schätzte die Zahl der betroffenen Passagiere im Vorfeld auf 300.000. Mit den Warnstreiks hat die Gewerkschaft den Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst auf die Flughäfen ausgeweitet. Die Beschäftigten der Betreibergesellschaften werden häufig nach den Tarifverträgen der Kommunen bezahlt.
Ver.di und der Beamtenbund dbb fordern in den laufenden Tarifverhandlungen 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber weisen die Forderungen zurück.
Flughafenverband: Das hat nichts mehr mit Warnstreik zu tun
Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle begründete die Forderungen unter anderem mit einem Arbeitskräftemangel bei den Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste. Um die Situation zu ändern, müsse es eine attraktive Lohnerhöhung geben. Sie verwies zudem auf steigende Lebenshaltungskosten. "Inflation, hohe Energie- und Lebensmittelpreise treiben die meisten Beschäftigten in eine unsichere Situation", sagte Behle laut ver.di-Mitteilung. "Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Mieten bezahlen und den Kühlschrank füllen sollen."
Der ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel kritisierte den Warnstreik am Freitag. Wenn sieben der größten zehn deutschen Flughäfen ganztägig bestreikt werden, habe dies nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun.
Hunderte Flüge im Jahr 2018 annulliert
Die Gespräche zwischen den Tarifparteien werden am 22. und 23. Februar fortgesetzt. Den bisher letzten großen Warnstreik mit ähnlichen Folgen gab es im April 2018, als deutschlandweit Hunderte Flüge annulliert wurden, weil die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Kommunen und des Bundes nicht vorankamen.