Mobile Schwimmcontainer: DLRG warnt vor dauerhaftem Einsatz
In vielen Kommunen sind die Schwimmbäder sanierungsbedürftig, doch oft fehlt Geld. Sind Schwimmcontainer die Lösung? Celle hat bereits einen, Göttingen ist interessiert. Die DLRG sieht das kritisch.
Die mobilen Mini-Schwimmhallen seien keine gute Alternative, um Kindern das sichere Schwimmen beizubringen, sagte der Sprecher der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Martin Holzhause, dem NDR Niedersachsen. Sie seien allenfalls für den Übergang geeignet, bis Schwimmbäder saniert seien - oder wenn der Schwimmunterricht für Kinder sonst ganz ausfallen würde.
Schwimmcontainer mit bis zu 13 Meter langen Pools
Bei Schwimmcontainern handelt es sich um ehemalige Überseecontainer, die zu kleinen Hallen mit bis zu 13 Meter langen Schwimmbecken inklusive Wasseraufbereitungsanlage umgebaut wurden. In einigen befinden sich zudem Sanitäranlagen und Umkleidekabinen - in manchen Fällen sind diese in einem zusätzlichen Container untergebracht. Transportiert werden sie per Lkw. Der Landesschwimmverband Niedersachsen vermietet so einen mobilen Pool nach eigenen Angaben an Schulen und Kindergärten. Derzeit steht er in Celle.
"Schwimmcontainer gute Übergangslösung"
Der Landkreis Göttingen erwägt den Angaben zufolge die Anschaffung solcher Schwimmcontainer. Für die DLRG Adelebsen gehe es dabei auch um das Überleben der eigenen Vereinsstruktur. Die mobilen Schwimmcontainer seien daher eine gute Übergangslösung, um zum Beispiel Wassergymnastik anzubieten. Die Kritik an dem Konzept sei bei dem DLRG-Ortsverband nicht ganz nachvollziehbar: "Um Kinder überhaupt zum Schwimmen zu bringen, kann man die auch im Container trainieren", sagte Sprecher der DLRG Adelebsen, Andreas Paetsch, dem NDR Niedersachsen.
Stadt Hannover lehnt Schwimmcontainer ab
Auch die Stadt Hannover hatte die Idee mobiler Schwimmcontainer überprüft, jedoch wieder verworfen. Die Schwimmcontainer seien nicht dazu geeignet, die Schwimmfähigkeit von Schülerinnen und Schülern in der Landeshauptstadt nachhaltig zu verbessern, hieß es auf Anfrage des NDR Niedersachsen. Zudem sei der Einsatz eines Containers mit fachlichen und organisatorischen Problemen verbunden, wie etwa der Standortsuche und den technischen Anschlüssen vor Ort. Laut Landeshauptstadt können außerdem nur sechs bis acht Kinder das Schwimmbecken gleichzeitig benutzen, was die Stundenplanung erschwert. Der Nutzen stehe demnach nicht im Verhältnis zu den entstehenden Kosten, teilte die Stadt mit. Allein die Anschaffungskosten pro Container würden bei 600.000 Euro liegen.
DLRG warnt: Schwimmcontainer nicht für Unterricht geeignet
Nach Ansicht des DLRG-Sprechers Martin Holzhause sei lediglich eine Wassergewöhnung durch die mobilen Schwimmcontainer möglich. Also erste Erfahrungen wie gleiten oder untertauchen sammeln und erste Schwimmzüge machen. Für ein Seepferdchen-Abzeichen brauche es aber eine 25-Meter-Bahn sowie einen Beckenrand, sagte Holzhause dem NDR Niedersachsen. Sicher schwimmen könnten Kinder erst, wenn sie das Schwimmabzeichen in Bronze oder die Ausbildungsstufe vier im Schwimmunterricht schafften.
DLRG fordert Beteiligung von Bund und Land
Laut DLRG sind die Kommunen dazu verpflichtet, Schwimmbäder für den Schwimmunterricht von Kindern bereitzustellen. Da viele Kommunen aber häufig unter anderem bei Schwimmbädern sparen, fordert die DLRG eine Beteiligung von Bund und Ländern. Ähnlich wie in den 1960er-Jahren brauche es einen "goldenen Plan" zur umfassenden Sanierung und zum dauerhaften Betrieb von Schwimmbädern, sagte Holzhause dem Evangelischen Kirchendienst. Der Einsatz der Schwimmcontainer dürfe daher nicht dazu führen, dass auf die Sanierung oder den Neubau von Schwimmbädern verzichtet werde, so der DLRG-Sprecher.
Alternative Ideen zum Schwimmcontainer
In Hameln wird seit Jahren eine Alternative zu den Containern umgesetzt: Im Herbst wird eine sogenannte Traglufthalle wie ein großes Zelt über dem Freibad aufgestellt. Da das Hallenbad in Hameln saniert wird, kann das Schwimmtraining dann nach Angaben der Stadt auch in der kalten Jahreszeit im überdachten Freibad stattfinden. Erstmal eingesetzt wurde die Traglufthalle demnach im Herbst 2021. Auch in diesem Jahr werde sie wieder aufgebaut, bestätigte eine Sprecherin der Stadtwerke dem NDR Niedersachsen.