Marktkirche Hannover: Umstrittenes Lüpertz-Fenster eingeweiht
Hannovers Landesbischof Meister hat in einem Festakt im Beisein von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) und Künstler Markus Lüpertz das umstrittene Reformations-Fenster in der Marktkirche eingeweiht.
Rund 600 Menschen nahmen an dem Gottesdienst am Reformationstag teil. Im Anschluss gab es einen Empfang. Das Fenster bringe wie moderne Kunst überhaupt "Fragen und Irritationen in die Kirche - Gott sei's gedankt", sagte Landesbischof Ralf Meister. "Damit müssen wir uns geistig und geistlich auseinandersetzen, um Antworten zu finden und Zukunft mitzugestalten." Eingebaut ist das Kirchenfenster seit drei Wochen. Es steht doppelt in der Kritik.
Gerhard Schröders Nähe zu Putin problematisch
Zum einen hatte Altbundeskanzler Schröder, ein Freund von Lüpertz, das Fenster initiiert und Spenden gesammelt. Nachdem Schröder wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Kritik geraten war, wurde ein großer Teil des Geldes an einen Ukraine-Hilfsfonds umgeleitet. Seitdem hat die Gemeinde selbst Spenden für das Fenster zusammengetragen. Die Kosten belaufen sich nach Angaben einer Gemeinde-Sprecherin auf rund 120.000 Euro.
Rechtsstreit mit Architekten-Erben verzögern Einbau
Zum anderen hatte ein jahrelanger Rechtsstreit den Einbau verzögert. Der Kläger, ein Erbe des 1994 in Hannover gestorbenen Architekten Dieter Oesterlen, sah durch das bunte Fenster das Erbe seines Stiefvaters in Gefahr. Dieser habe die Marktkirche nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als Architekt mit einer "Atmosphäre der Schlichtheit" neu gestaltet. Im November 2021 einigten sich beide Parteien, der Erbe und der Kirchenvorstand, in Celle vor Gericht auf einen Kompromiss. Demnach durfte das Fenster eingebaut werden. Zugleich muss ein Schild in der Nähe angebracht sein, das auf dessen nachträgliche Installation hinweist.