Kommentar zu Bischof Janssen: Aus der Gruft, aber nicht aus dem Sinn
Laut einem Gutachten soll der ehemalige Hildesheimer Bischof Janssen sexuellen Missbrauch in der Kirche geduldet haben. Sein Grab sollte daher aus der Gruft des Doms verlegt werden, meint Florian Breitmeier.
Bischof Janssen hat Missbrauchs-Täter gedeckt, vor dem Zugriff der Justiz geschützt, Verbrechen vertuscht. Missbrauchsvorwürfe gegen ihn persönlich stehen im Raum. Er sollte deshalb nicht länger in der Bischofsgruft des Doms verehrt werden. Denn die Gruft ist ein Kultort: Ein hell angestrahltes Kruzifix hängt dort an der Wand. Die Darstellung des gekreuzigten Jesu findet sich so sichtbar noch nicht einmal im Altarraum des Doms, aber eben in der Gruft, wo auch Janssen liegt.
Eine neue Erinnerungskultur im Bistum Hildesheim
Ein Vorschlag zur Lösung des Streits: Bischof Janssens Gebeine werden auf dem Annenfriedhof beigesetzt - zwischen Rosenstock und Kapelle im Innenhof des Doms. Als Ausdruck einer neuen Erinnerungskultur im Bistum Hildesheim: Der sündige Bischof gehört zur Kirche, diese kann und will sich seiner aber nicht einfach entledigen. Er bleibt auf dem Domgelände. Aus der Gruft entfernt, aber nicht aus dem Gedächtnis der Kirche. Ein Signal an Kritiker und Fromme.
Umbettung ohne feierliche Prozession
An die Außenwand des dann leeren Grabes in der Gruft kommt eine Hinweistafel, die über Janssens Rolle in der Bistumsgeschichte aufklärt, und auf die neue Grablege hinweist. Auch dort wird über Janssen informiert. Die Umbettung sollte in aller Stille stattfinden, ohne feierliche Prozession und Weihrauch. Bischof Heiner Wilmer und das Domkapitel sollten sich bewegen, in diesem hochemotionalen Fall auf die Betroffenen zugehen. So wie es ist, kann es nicht bleiben.