Klinik-Aufenthalte erschlichen: Wohnungsloser erhält Haftstrafe
Ein wohnungsloser Mann ist am Amtsgericht Lehrte zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Er soll Krankheiten vorgetäuscht haben, um in Kliniken in ganz Deutschland aufgenommen zu werden.
Der 38-Jährige habe das System ausgenutzt, sich Kost und Logis erschlichen und die Krankenkasse betrogen, sagte ein Sprecher des Gerichts in Lehrte (Region Hannover) am Dienstag. Dadurch sei seiner Krankenkasse ein Schaden in Höhe von etwa 120.000 Euro entstanden. Angeklagt war der Mann wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 60 Fällen. Laut Anklage soll er unter anderem in Krankenhäusern in Hannover, Emden, Northeim, Celle, Uelzen, Oldenburg und Osnabrück übernachtet haben. Zwischen April und September vergangenen Jahres verbrachte er jeweils einen oder mehrere Tage dort. Der Mann lebte zuletzt in einer Wohnungslosen-Einrichtung. Gebürtig stammt er aus Hildesheim. Das Amtsgericht stufte den Mann am Dienstag als vermindert schuldfähig ein. Laut Gutachten soll er eine Persönlichkeitsstörung mit "dissozial-narzisstischen" Zügen haben.
Richter: Angeklagter hat Schwächen im System
Der Richter warf dem 38-Jährigen "strukturiertes Vorgehen" vor. "Er habe Schwächen im System erkannt und das beste für sich rausgeholt". Der Angeklagte soll Klinikaufenthalte dem Aufenthalt in einer Einrichtung für Wohnungslose vorgezogen haben. Dieses kriminelle Vorgehen sei zulasten von Menschen gegangen, die wirklich ärztliche Hilfe benötigen. "Seien Sie froh, dass Sie die Krankheiten, die sie vorgetäuscht haben, nicht wirklich haben", sagte der Richter am Dienstag zu dem Angeklagten.
Vorbestrafter Wohnungsloser hat 300 Krankenhäuser bundesweit aufgesucht
Der Angeklagte hatte sein Verhalten mit einer Art "Zwangsstörung" begründet, wie die "Bild" berichtet. Demnach gab er an, sich bereits in 300 Krankenhäusern in ganz Deutschland einquartiert zu haben. Der Mann war in der Vergangenheit bereits vom Landgericht Hildesheim wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Auch dabei ging es um unberechtigte Krankenhausaufenthalte - in 100 Fällen.
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