Hoffnung auf neue Märkte: Weil reist nach Südamerika
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) reist am Sonntag für eine Woche nach Brasilien und Argentinien. Begleitet wird er von rund 40 Unternehmern und Wissenschaftlern. Es geht um Geschäfte der Zukunft in unsicheren Zeiten.
Einer der Reiseteilnehmer ist Michael Kruse, der für das mittelständische Unternehmen Wilhelm Neumann GmbH den Markt in Brasilien erkunden möchte: "Für uns ist das Netzwerken vor Ort bei einer solchen Reise sehr wichtig, um Kontakte in die Branche zu bekommen." Das Unternehmen produziert in Melle bei Osnabrück Maschinen zur Herstellung und Verarbeitung von Farben und Lacken. Die hoch spezialisierten Maschinen werden in die ganze Welt exportiert. Nach Brasilien aber bisher nicht, dort ist also noch Luft nach oben.
Neue Chancen durch weniger Zölle
Und das ist verlockend: Denn unter den 216 Millionen Menschen in der größten Volkswirtschaft Südamerikas dürfte es viele geben, die ihren Häusern einen neuen Anstrich verpassen werden. Doch bisher war es für brasilianische Firmen teuer, Maschinen aus Deutschland einzuführen, weil es hohe Zölle gab. "Das Handelsabkommen Mercosur kann ein wichtiger Schlüssel für uns sein", sagte Michael Kruse dem NDR Niedersachsen. Das Mercosur-Freihandelsabkommen soll dafür sorgen, dass bei rund 91 Prozent aller Waren zwischen den Vertragsstaaten die Zölle abgeschafft werden. Das könnte den Handel mit südamerikanischen Ländern kräftig ankurbeln.
Weltpolitische Lage verändert sich
Ministerpräsident Weil sieht in der Reise auch aufgrund der weltpolitischen Veränderungen eine Chance: "Mit dem Abschluss des Mercosur-Abkommens bekommt Südamerika für Deutschland eine wesentlich größere Bedeutung als bisher. Das gilt in erster Linie natürlich in wirtschaftlicher Hinsicht, in Anbetracht der weltpolitischen Lage empfiehlt es sich aber auch, auf der politischen Ebene die Beziehung zu intensivieren."
Brasilien und Argentinien - Chancen für Deutschland:
- Brasilien ist eine der führenden Wirtschaftsnationen der Welt.
- Es ist ein bedeutender Handelspartner und ein wichtiger Produktionsstandort deutscher Unternehmen.
- Seit 2023 ist Deutschland für Brasilien nach China und den USA das drittwichtigste Lieferland.
- Argentinien hat gute Voraussetzungen für die Gewinnung von grünem und blauem Wasserstoff mittels Sonne, Wind und Biomasse.
- Zudem verfügt Argentinien über bedeutende Öl- und Gasvorkommen sowie über die weltweit drittgrößten Lithiumreserven.
- Das Land kann für Deutschland somit eine wichtige Rolle als Rohstoff- und Energielieferant spielen.
Mercosur: Verhandlung dauerte mehr als 20 Jahre
Auch die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK), Maike Bielfeldt, setzt Hoffnungen in die Reise. Sie verweist darauf, dass sich die Zeiten derzeit fundamental änderten. China werde als Zielmarkt bei vielen Unternehmern nicht mehr so stark priorisiert und die Aussichten in Richtung USA seien von großer Unsicherheit geprägt: "Diese Gemengelage macht das Mercosur-Abkommen zu einem viel größeren Game-Changer, als es während der viel zu langen Verhandlungszeit zu erwarten war." Das Freihandelsabkommen ist mehr als 20 Jahre verhandelt worden und soll jetzt ratifiziert werden.
Neue Dynamik erwartet
Das Abkommen bringt laut IHK einen massiv erleichterten Zugang zu einem riesigen Wirtschaftsraum. "Wir erwarten, dass der Außenhandel in den Mercosur-Staaten in den nächsten Jahren eine völlig neue Dynamik entwickeln wird", sagte Maike Bielfeldt dem NDR Niedersachsen. Stationen der einwöchigen Reise werden die brasilianische Wirtschaftsmetropole São Paulo, Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires sowie die drittgrößte Stadt des Landes Rosario sein.
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