Höchststrafe nach Mord an 14-Jährigem: Erleichterung bei Angehörigen
Für den Mord an einem 14-jährigen Mitschüler in Wunstorf ist ein 15-Jähriger zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Die Familie des Opfers hofft nun auf Ruhe - auch wenn noch Entscheidungen ausstehen.
Die Familie sei noch immer fassungslos, aber auch erleichtert, sagte Steffen Hörning, der die Angehörigen vor Gericht als Nebenkläger vertrat. Ein Grund sei, dass das Landgericht Hannover in seinem Urteil eine mögliche Sicherungsverwahrung für den Täter nicht ausgeschlossen hat. Über diese solle später entschieden werden, hieß es bei der Verkündung des Urteils am Montag.
Frage nach dem Motiv bleibt unbeantwortet
Der Familie des Opfers sei dies wichtig, sagte Nebenklage-Anwalt Hörning: Sie wolle die Sicherheit, dass nach einigen Jahren geprüft werde, wie der Verurteilte sich entwickelt. Zudem gebe es weiterhin offene Fragen - etwa die nach dem Motiv. Wegen des Alters des Angeklagten wurde darüber - genauso wie über die Urteilsbegründung - nichts bekannt.
"Regelrechtes Spießrutenlaufen": Familie von Opfer und Täter helfen sich
Dafür gab Hörning einen bemerkenswerten Einblick über den Umgang der beiden betroffenen Familien nach der im Januar verübten Tat. Beide unterstützten sich gegenseitig, sagte der Anwalt. "Die Familie des Opfers hat gesehen, was das für eine schreckliche Situation auch für die Familie des Angeklagten in dem Heimatort gewesen ist." Es sei ein "regelrechtes Spießrutenlaufen" gewesen. Die beiden Familien hätten dann einen gemeinsamen Spaziergang durch Wunstorf unternommen - um zu zeigen, dass nicht die ganze Familie des Angeklagten in Sippenhaft genommen werden dürfe. Auch für die Familie des Täters gebe es keine Erklärung, sie sei ebenfalls fassungslos, hieß es.
IGS Wunstorf: "Tat verändert Schulgemeinschaft für immer"
In der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Wunstorf - die Täter und Opfer besuchten - wird ebenfalls darauf gehofft, dass das Urteil bei der Bewältigung hilft. Es sei "ein nächster wichtiger Schritt, um mit der furchtbaren Tat und damit mit dem Tod des Schülers und Mitschülers umzugehen", sagte Schuldezernentin Kerstin Gäfgen-Track. Das schulische Leben in der IGS laufe zwar inzwischen in vielen Bereichen so normal wie möglich - die Tat habe die Schulgemeinschaft aber für immer verändert.
Gab es einen Komplizen? Staatsanwaltschaft ermittelt weiter
Neben der Aufarbeitung gehen nach dem Urteil auch die Ermittlungen weiter. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover gibt es Hinweise darauf, dass ein weiterer Jugendlicher an der Tötung des 14-Jährigen beteiligt gewesen sein könnte. In der Frage eines möglichen Komplizen werde weiter ermittelt, hieß es.
Täter und Opfer besuchten die achte Klasse
Der zum Tatzeitpunkt ebenfalls 14-Jährige hatte seinen Mitschüler im Januar in eine ehemalige Gärtnerei in Wunstorf gelockt. Als dieser nicht von der Verabredung zurückkehrte, hatte der Vater seinen Sohn als vermisst gemeldet. Im Zuge der Suche soll der andere Achtklässler der Polizei dann gestanden haben, seinen Mitschüler getötet und versteckt zu haben. Die Leiche des 14-Jährigen war auf einem Brachgelände gefunden worden. Bei der Obduktion wurde stumpfe Gewalteinwirkung als Todesursache festgestellt.