Drei Menschen stehen vor einer enthüllten Tafel an einer Hausfassade. © SOvD Niedersachsen

Hannover: Gedenktafel erinnert an ehemaliges "Judenhaus"

Stand: 09.10.2024 21:54 Uhr

In Hannover erinnert seit Mittwoch eine Gedenktafel an das ehemalige "Judenhaus" in der Herschelstraße in der Nähe des Hauptbahnhofes. 150 Juden lebten zeitweise zwangsweise in dem Haus.

"Ich freue mich, dass es nach so vielen Jahren endlich zu diesem Gedenken gekommen ist", sagte die Zeitzeugin Ruth Gröne bei der Enthüllung. Die mittlerweile 91-Jährige lebte als Kind während NS-Zeit zwei Jahre mit ihren Eltern in dem Haus in der Herschelstraße 31. "Das Schicksal der Menschen ist untrennbar mit diesem Haus verbunden", sagte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Er enthüllte die Tafel zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden des Sozialverbands Deutschland (SoVD) in Niedersachsen, Dirk Swinke. Die Tafel sei eine von aktuell 150, die in der Stadt an geschichtliche Ereignisse erinnern - die Zahl solle noch auf 200 erhöht werden, so Onay. Die Fassaden anderer "Judenhäuser" sollen laut dem Oberbürgermeister ebenfalls Gedenktafeln erhalten.

Mehr als 1.200 Menschen mussten in Hannover in "Judenhäuser" ziehen

Nach Angaben einer Stadtsprecherin wurde die Tafel auf Initiative des Sozialverbands Deutschland und der Landeshauptstadt an der Fassade des Gebäudes angebracht. Mehr als 1.200 hannoversche Jüdinnen und Juden seien vom nationalsozialistischen Regime gezwungen worden, ihre Wohnungen zu räumen und in die in der Stadt eingerichteten "Judenhäuser" zu ziehen, so die Sprecherin. Dort hätten sie die Gewalt und Willkür der Gestapo erlebt. Bis zur Ausbombung am 9. Oktober 1943 lebten laut Stadt rund 150 Jüdinnen und Juden in dem Haus in der Herschelstraße 31.

Weitere Informationen
Beschäftigung von Arbeitslosen beim Bau des Maschsees 1935 © Historisches Museum Hannover

Maschsee in Hannover: NS-Projekt ist längst eine Freizeit-Oase

Am 21. März 1934 starteten die Nazis mit dem Bau des Maschsees. Die Arbeiter mussten zu Hungerlöhnen schuften. Heute dient der See der Erholung. (31.07.2024) mehr

Ruth Gröne betrachtet in der Gedänkstätte Ahlem eine Porträtfotografie, die ihren Vater Erich Kleeberg zeigt. © NDR

"Wenn ich in Ahlem bin, sage ich: 'Hallo, Vati'"

Im April 1945 wurde das KZ Hannover-Ahlem befreit. Ruth Gröne ist in Gedanken bei ihrem Vater, der wegen eines aufgefegten Getreidekorns inhaftiert wurde. (10.04.2015) mehr

Alte Felina-Werbung. © NDR/ARD

Raubzug: Wie der Mittelstand die Juden ausplünderte

Viele bekannte Marken wurden von jüdischen Unternehmern geschaffen, die unter den Nazis faktisch enteignet wurden. Bis heute verschweigen viele Firmen diesen Teil ihrer Vergangenheit. (31.01.2013) mehr

Jederzeit zum Nachhören
Das Rathaus am Maschsee. © NDR Foto: Julius Matuschik
8 Min

Nachrichten aus dem Studio Hannover

Was in Ihrer Region wichtig ist, hören Sie in dem Mitschnitt der 15:00 Uhr Regional-Nachrichten auf NDR 1 Niedersachsen. 8 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 09.10.2024 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

NS-Zeit

Hannover

Mehr Nachrichten aus der Region

Eine Hand hält ein Smartphone in den Händen, auf dem Display ist das Twitch-Logo zu sehen. © picture alliance / NurPhoto Foto: Jaap Arriens

Premiere: Polizei Hannover startet eigenen Twitch-Kanal

Hannover ist damit nach eigenen Angaben als erste Polizeibehörde Deutschlands auf der Streaming-Plattform aktiv. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen