Großer Gefangenenaustausch: Hildesheimer Rico K. in Deutschland
Der zum Tode verurteilte Rico K. aus Hildesheim ist im Zuge eines Gefangenenaustausches zwischen Russland, Belarus und westlichen Ländern freigelassen worden. Kanzler Scholz begrüßte die Freigelassenen in Deutschland.
Zwei Flugzeuge mit Freigelassenen sind laut Deutscher Presse-Agentur in der Nacht auf dem Flughafen Köln/Bonn gelandet. Dort hat Bundeskanzler Olaf Scholz sie in Empfang genommen. Insgesamt fünf Deutsche waren Teil des Deals. "Alle sind wohlbehalten hier angekommen", sagte der SPD-Politiker. Er habe sich mit den Angekommenen ausführlich unterhalten. "Das war sehr bewegend", sagte Scholz.
Belarussisches Gericht begnadigte Rico K.
Am Donnerstag hatte das türkische Präsidialamt die Freilassung von Rico K. bestätigt, später auch die Bundesregierung. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte K., der zuletzt in Hildesheim gewohnt und als Rettungssanitäter in Salzgitter gearbeitet hatte, in dieser Woche begnadigt. Ein belarussisches Gericht hatte K. nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Wjasna Ende Juni wegen Vergehen wie "Terrorismus" und "Söldnertum" zum Tode verurteilt. Demnach habe er sich vom ukrainischen Geheimdienst als Söldner anwerben lassen und eine Explosion vorbereitet haben, um die öffentliche Ordnung zu destabilisieren.
Hamburger Patrick S. unter den Freigelassenen
Bei dem Gefangenenaustausch ist auch der Hamburger Patrick S. freigelassen worden. Zollbeamte hatten ihn vor rund sechs Monaten bei der Einreise von Istanbul nach St. Petersburg kontrolliert. Dabei entdeckten sie russischen Angaben zufolge bei ihm sogenannte Cannabis-Gummibärchen. Ab dann saß S. in russischer Untersuchungshaft. Wie NDR 90,3 berichtet, wollte S. in Russland wohl eine Frau treffen, die er über das Internet kennengelernt hatte. Als der Fall bekannt wurde, vermuteten Außenpolitiker, dass Russland den Hamburger verhaftet hat, um im Gegenzug Russen freizubekommen.
Hamburgs Bürgermeister: "Freue mich, dass ein Hamburger befreit wurde"
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte dem NDR am Freitag: "Ich freue mich, dass auch ein Hamburger im Rahmen des Gefangenenaustausches aus russischer Haft befreit wurde und nach Deutschland zurückkehren konnte." Er wünsche Patrick S. viel Kraft bei der Bewältigung seiner Erlebnisse als Gefangener in Russland, so Tschentscher weiter.
"Tiergartenmörder" Krassikow ist frei
Nach türkischen Angaben sind auf dem Flughafen in der türkischen Hauptstadt Ankara 26 Personen aus sieben Staaten ausgetauscht worden. Zehn Personen seien nach Russland ausgeflogen worden. 13 Personen sollten nach Deutschland und drei in die USA gebracht werden, hieß es. Unter den freigelassenen US-Amerikanern sind der US-Journalist Evan Gershkovich und der frühere US-Marinesoldat Paul Whelan. Unter den freigelassenen Personen mit dem Ziel Moskau ist der sogenannte Tiergartenmörder Wadim Krassikow. "Wir haben die Freilassung von 16 Personen aus Russland ausgehandelt, darunter fünf Deutsche und sieben russische Staatsbürger, die in ihrem eigenen Land politische Gefangene waren", teilte US-Präsident Joe Biden in einer Stellungnahme mit.