In Belarus zum Tode verurteilt: 30-Jähriger kommt aus Hildesheim
Ein Deutscher ist in Belarus zum Tode verurteilt worden. Wie aus Unterlagen des Landkreises Hildesheim hervorgeht, wohnte der 30-jährige Rico K. dort zuletzt.
Nach Informationen von NDR Niedersachsen soll der 30-Jährige für das Deutsche Rote Kreuz im benachbarten Salzgitter gearbeitet haben. Dort sei man sehr besorgt, bestätigte ein DRK-Pressesprecher auf Anfrage. Im Oktober vergangenen Jahres verlor sich die Spur von Rico K. in Hildesheim. Briefe an seine Hildesheimer Adresse seien von da an nicht mehr zustellbar gewesen. Ein neuer Wohnort ist den Behörden demnach nicht bekannt.
Bereits seit November 2023 in Haft?
Nach Auskunft der belarussischen Menschenrechtsorganisation Viasna befindet sich Rico K. seit dem 6. Oktober 2023 in Belarus in Haft. Der 30-Jährige wurde demnach am 24. Juni zum Tode verurteilt. K. wird in Belarus unter anderem Terrorismus und Söldnertätigkeit vorgeworfen. Er soll eine Explosion vorbereitet haben, um die öffentliche Ordnung zu destabilisieren. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation soll der Deutsche mit einem militärischen Verband belarussischer Bürger in Zusammenhang stehen, die an der Seite der Ukraine gegen Russland kämpfen.
Begnadigungsgesuch im belarussischen Staatsfernsehen
Im belarussischen Staatsfernsehen wurde ein Video des 30-Jährigen ausgestrahlt. Darin bittet K. den Machthaber Alexander Lukaschenko um Gnade. In dem Video spricht er auch davon, dass die deutsche Regierung nichts zu seiner Rettung getan habe. "Ich bekenne mich schuldig, definitiv", so der 30-Jährige. Die deutschen Aussagen sind teilweise deutlich zwischen der russischen Übersetzung zu hören. K. bittet in dem Video unter Tränen darum, seine Tochter, seine Freundin und seinen Vater wiedersehen zu dürfen. Unter welchen Umständen das am Donnerstag gesendete Video entstanden ist, ist unklar. Das autoritär regierte Belarus ist das letzte Land in Europa, in dem die Todesstrafe noch vollstreckt wird, und zwar durch Genickschuss.
Baerbock kritisiert Behörden in Belarus scharf
Außenministerin Annalena Baerbock hat am Freitag das Vorgehen der Behörden in Belarus im Zusammenhang mit Rico K. scharf kritisiert. "Es ist unerträglich, wie das belarussische Regime einen deutschen Staatsangehörigen im Fernsehen vorgeführt hat", sagte die Grünen-Politikerin am Rande ihrer Sommerreise in Hamburg. Man sei als Auswärtiges Amt und auch mit der Botschaft vor Ort in engem Austausch und begleite Rico K. bestmöglich konsularisch. "Es gibt klare Regeln zum Umgang mit ausländischen Staatsangehörigen, und wir tun alles, um den deutschen Staatsangehörigen bestmöglich zu unterstützen", so Baerbock. Dem Auswärtigen Amt zufolge gibt es erhebliche Fragen, unter welchen Umständen das Video zustande gekommen ist. Wann Rico K. hingerichtet werden soll, ist unklar.