Cannabis Legalisierung: Großer Ansturm bei Verein in Hannover
Nachdem die Bundesregierung ihre Pläne zur Cannabis-Legalisierung vorgestellt hat, verzeichnet der Cannabis Social Club in Hannover einen starken Andrang. Vereine sollen Cannabis künftig anbauen dürfen.
Innerhalb kurzer Zeit seien fast 100 Aufnahme-Anträge eingegangen, sagte Vereinschef Heinrich Wieker. Noch hat der Verein sechs Mitglieder, doch zurzeit rufen täglich rund 100 interessierte Personen bei ihm an. "Wir führen auf jeden Fall Aufnahmegespräche, um die Menschen aufzuklären, wie das Cannabis Social-Club-System funktioniert. Wir fragen natürlich ab, in welchen Mengen vorher der Konsum bestand und zu welchem Zweck der Konsum bestehen soll", so Wieker gegenüber dem NDR in Niedersachsen.
Sicherer Umgang mit Droge wird geschult
Aktuell warten rund 300 Menschen laut dem Vereinschef auf ein Aufnahmegespräch. Die meisten seien über 50 und wollten das Cannabis zu medizinischen Zwecken nutzen. Als "politische Aktivistengruppe" setzt sich der Club seit sieben Jahren für die Legalisierung von Cannabis und Cannabisprodukten ein. Wenn es dann so weit sein sollte, würden die Mitglieder aber im Verein im sicheren Umgang mit der Droge geschult werden. "Es ist möglich, eine Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln. Darauf muss man eingehen und die Menschen darauf vorbereiten", sagte Wieker weiter.
Vereine sollen Cannabis an Mitglieder abgeben dürfen
Am Mittwoch hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Gesetzentwurf vorgestellt, der den Besitz und Anbau von Cannabis künftig straffrei machen soll. Demnach sollen sogenannte Social Clubs, also "nicht-gewinnorientierte" Vereine mit maximal 500 Mitgliedern, gemeinschaftlich Cannabis zu Genusszwecken anbauen und an Mitglieder über 18 Jahre für den Eigenkonsum abgeben dürfen. Dafür müssen die Vereine Jugendschutz-, Sucht- und Präventionsbeauftragte benennen. Straffrei soll auch der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen sein. Um die Mitgliedergrenze nicht zu überschreiten, plant Cannabis-Club-Chef Wieker mehrere kleinere Gruppen zu gründen, wie beispielsweise einen Verein der cannabisrauchenden Hundehalter.
"Endlich keine Straftäter mehr"
Er begrüßt die "klare Aussage" der Bundesregierung, auch wenn noch viele Fragen offen seien. "Für uns ist es keine Droge, sondern eine Heilpflanze mit berauschender Wirkung", betonte er. Er gehe von mindestens zehn Millionen Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland aus. "Die wären dann endlich keine Straftäter mehr", so Wieker. Laut Bundesgesundheitsministerium haben 8,8 Prozent aller Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert - das sind rund 4,5 Millionen Menschen.