Baustelle Westschnellweg: Hannoveraner sollen ab Herbst mitreden
Aus dem Ärger um die Modernisierung des Südschnellwegs in Hannover will das Land Niedersachsen für den Westschnellweg lernen: Anwohner sollen noch stärker in die Planungen einbezogen werden.
Die Planer müssen Klimaschutz, Verkehrswende und Sicherheit unter einen Hut bringen. Noch stehen die Planungen für die Bundesstraße 6 auf Höhe der Hannoverschen Stadtteile Stöcken, Herrenhausen, Linden und Limmer bis zum Landwehrkreisel am Anfang. Aber 14 schwer sanierungsbedürftige Brücken würden in sieben bis acht Jahren Bauarbeiten nötig machen, erklärt Christian Budde, Sprecher des Verkehrsministeriums in Hannover. In diesem Zuge soll der Westschnellweg modernisiert werden. Noch steht nicht fest, wie zum Beispiel Auf- und Abfahrten umgebaut werden und ob ein Tunnel Brücken und ein Stück der Straße ersetzen könnte.
Anwohner sollen bei Planungen mitreden
Gegen die Erweiterung des Südschnellweges hatte es heftige Proteste gegeben, obwohl es damals einen Bürgerdialog gab. Daraus habe man Lehren gezogen, so Budde. Das Ministerium wolle den Prozess dieses Mal noch offener gestalten, Bürgerinnen und Bürger informieren und mitnehmen. Im Oktober sollen die Austauschforen starten. Das Ministerium plant derzeit, wie genau sie aussehen sollen. Zudem habe sich die Rechtsgrundlage zum Klimaschutz seit den Planungen für den Südschnellweg geändert. Es werde keine leichte Aufgabe, zu einer von allen Seiten akzeptierten Lösung zu kommen, die der Bund am Ende mittrage und -finanziere.
Verbreiterung der Fahrbahn ist nur eine Möglichkeit
Um zu planen, wie der Lärmschutz gestaltet und ob die Fahrbahn verbreitert werden muss, werde eine Prognose erstellt, wie viele Fahrzeuge den Westschnellweg in den kommenden Jahrzehnten nutzen werden. Im Moment seien das täglich rund 40.000 auf dem betroffenen Abschnitt der B6, sagt Andreas Moseke von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Um mehr Sicherheit zu schaffen, werde auch in Erwägung gezogen, die Straße zu verbreitern und einen zusätzlichen Seitenstreifen anzulegen.
Auf- und Abfahrten müssen sicherer werden
Aber die Situation sei anders als beim Südschnellweg, sagt Moseke: Der Westschnellweg sei offener zu den Seiten, Rettungsgassen könnten auch durch den Umbau der Anschlussstellen besser möglich gemacht werden. Grundsätzlich müsse sich an den Auf- und Abfahrten in im Stadtteil Linden etwas ändern: Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen sind dort bisher zu kurz oder nicht vorhanden. Denkbar wäre, dass aus zwei unfallträchtigen Anschlussstellen eine sichere werde, so Moseke. Für all diese Fragen brauche es aber erstmal ein städtebauliches Konzept.
Tunnel ist vor allem eine Frage des Geldes
Nur durch so ein Konzept könne auch der Bau eines Tunnels begründet werden. Machbarkeitsstudien zeigen, dass verschiedene Varianten von Brücken oder Tunneln möglich sind. Ein Tunnel wäre allerdings zwei bis drei Mal so teuer, wie andere Lösungen und müsste gut begründet werden, erklärt Moseke. Beim Südschnellweg habe man einen Tunnel vom Bund finanziert bekommen, auch um städtebaulich eine Vorreiterrolle einzunehmen, heißt es vom Verkehrsministerium in Hannover. Am Westschnellweg sei ein Tunnel ebenfalls wünschenswert. Ob der Bund das finanziert, sei aber fraglich, sagt Ministeriumssprecher Budde.
Planer müssen viele Interessen einbeziehen
Eine weitere Herausforderung sieht die Landesbehörde für Straßenbau etwa darin, die Strecke während der Bauarbeiten trotzdem für den Verkehr offenzuhalten. Außerdem müsse die Leine überquert werden. Und am Westschnellweg liegt außerdem ein Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen.