Karl-Heinz Rehkopf sitzt in einem Auto und lächelt. © NDR Foto: Sofia Leikam

Zehn Jahre PS.Speicher: Karl-Heinz Rehkopf ist (auto-)verrückt

Stand: 30.06.2024 11:40 Uhr

Der PS.Speicher in Einbeck feiert dieses Wochenende seinen zehnten Geburtstag. Karl-Heinz Rehkopf, Gründer und Stifter, hat im Vorfeld mit dem NDR über seine Liebe zu Oldtimern gesprochen.

von Sofia Leikam

Karl-Heinz Rehkopf ist verrückt, könnte man meinen: Mehr als 2.600 alte Fahrzeuge hat der Unternehmer im Laufe seines Lebens gekauft. Entstanden ist eine riesige Oldtimer-Sammlung. "Das war aber nie so geplant", versichert der 87-Jährige mit einem Lächeln auf den Lippen.

VIDEO: Highlight für Oldtimer-Fans: Zehn Jahre PS.Speicher in Einbeck (3 Min)

Europas größtes Oldtimer-Museum: Über 100 Jahre Mobilitätsgeschichte

Mehrere Autos stehen im PS-Speicher in Einbeck © NDR Foto: Bjarne Knebel
Der PS.Speicher ist Europas größtes Oldtimer-Museum.

Über Jahrzehnte hielt Rehkopf seine Sammlung vor der Öffentlichkeit geheim. "In mein Testament hatte ich geschrieben, dass die ganzen Fahrzeuge erst nach meinem Tod in ein Museum sollen". Zu große Angst hatte er vor Neid und Wirbel um seine Person. Dann änderte Rehkopf aber seine Meinung: Vor zehn Jahren gründete er den PS.Speicher in Einbeck und übergab seine Fahrzeuge einer Stiftung. So entstand Europas größtes Oldtimer-Museum. Das älteste Auto, das es dort zu sehen gibt: Der Mercedes Benz Victoria von 1894.

Der Beginn: Ein Motorrad für 100 Mark

Angefangen hat alles, als Rehkopf 16 Jahre alt war. Für 100 Mark kaufte er sich sein erstes Motorrad. "Ich wollte mit den anderen Jungs aus dem Dorf mithalten. Ich hatte nur ein Fahrrad." Später kamen auch alte Autos dazu, als sich Rehkopf immer mehr leisten konnte. Zum Gespräch erscheint der Millionär in einem VW Passat, den er natürlich selbst fährt, trotz des hohen Alters. "Ich bin steinalt. Dieses Jahr werde ich 88, fühle mich aber wie 87", witzelt er. Der Humor hält ihn jung, sagt Rehkopf.

Karriere von Rehkopf: Vom Kuhstall zur Handelskette

Eine historische Maschine der Marke Triumph hängt im Einbecker Kornspeicher. © NDR Foto: Wolf-Hendrik Müllenberg
Im PS.Speicher werden neben Autos auch Motorräder ausgestellt.

Wie viel Geld Rehkopf in seine Sammlung gesteckt hat, will er nicht verraten, das wisse er ohnehin nicht so genau, meint er. Worüber der Unternehmer aber gerne spricht, sind die Anfänge seiner Karriere. "Ich wuchs in einem armen Elternhaus auf. Mein Vater starb früh", erzählt er. Rehkopf begann sein Geschäft in einem Kuhstall in Harste, wo er zunächst Teppichböden verkaufte. Dieses Geschäft entwickelte sich später zur Handelskette Tedox - einem Discounter für Heimtextilien und Renovierungsbedarf - und machte ihn zum Multimillionär.

Einmal Dorfjunge, immer Dorfjunge

Der PS.Speicher hätte auch in einer deutschen Großstadt sein können. Rehkopf erhielt Angebote aus zwei Städten. Die schlug er aus und entschied sich für den eher abgelegenen Standort in Einbeck. "Meine Vorfahren kamen aus der Gegend. Deswegen kam für mich kein anderer Ort in Frage", erklärt Rehkopf. Er sei stark verbunden mit der Region. Immer schon habe er hier gelebt. Nur einmal sei er nach Braunschweig gegangen für sein Abitur. "Ich bin ein Dorfjunge und das bleibe ich für immer", sagt er lachend.

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Ein IFA F9 und ein DKW F91 sowie verschiedene Motorräder in der Dauerausstellung des PS.Speicher in Einbeck. © Kulturstiftung Kornhaus Foto: Spieker & Woschek Fotografie

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"So ein Oldtimer ist auch nur ein Mensch"

Seine Loyalität beschränkt sich aber nicht nur auf Menschen und Orte, die spürt Karl-Heinz Rehkopf auch für Objekte. "So ein Oldtimer ist auch nur ein Mensch", wirft Rehkopf provokant in den Raum. "Die wollen auch gepflegt und umsorgt werden. Mich packt das schlechte Gewissen, wenn ich einige Fahrzeuge in der Sammlung lange nicht besuche. Die haben alle eine Geschichte". Als Kriegskind sei er geprägt worden, erklärt Rehkopf: "Bei mir darf nichts wegkommen." Deshalb konnte er sich von keinem seiner Fahrzeuge trennen. So wuchs seine Oldtimer-Sammlung nach und nach.

Sammlung im PS.Speicher: Alte Motoren und E-Autos

Der beleuchtete PS.Speicher Einbeck von außen am Abend. © Kulturstiftung Kornhaus Foto: Spieker & Woschek Fotografie
Vor 10 Jahren gründete Rehkopf den PS.Speicher in Einbeck und übergab seine Fahrzeuge einer Stiftung.

Die alten Autos und Motorräder sieht er außerdem als technisches Kulturgut. Ihm sei wichtig, das zu bewahren. Alles, was nach Motoröl riecht und einen Sound hat, begeistert den 87-Jährigen bis heute. In seiner Sammlung sind Autos, Motorräder, Lkw und Busse zu finden. Früher hat er selbst viel geschraubt, erzählt er. Gegen E-Autos habe er trotzdem nichts, er selbst besitze sogar eins: "Das ist beeindruckend, wie schnell die beschleunigen können", meint Rehkopf.

Tausende Probefahrten für den Ruhestand

Von den rund 2.600 Fahrzeugen in der Sammlung hat Rehkopf bisher etwa 1.000 selbst gefahren. Das reicht ihm aber nicht. "Den Rest will ich fahren, wenn ich mich bald wirklich mal zur Ruhe setze und Zeit habe." Wann dieser Moment kommen wird, das weiß er aber noch nicht genau. Er ist und bleibt halt der "Unruhestifter" im PS.Speicher - und kommt auch noch mit 87 Jahren immer wieder mit neuen Ideen.

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Mehrere Autos stehen im PS-Speicher in Einbeck © NDR Foto: Bjarne Knebel

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Hallo Niedersachsen | 29.06.2024 | 19:30 Uhr

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