Waldbrand am Brocken im Harz: War es Brandstiftung?

Stand: 08.09.2024 12:02 Uhr

Die Ursache des Waldbrands am Brocken im Harz ist weiter unklar. Ein Experte schließt Brandstiftung nicht aus. Die Flammen könnten bald gelöscht sein. Seit gestern Abend ist das Feuer unter Kontrolle.

Der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse hält es für möglich, dass das Feuer am Brocken gelegt worden ist. "Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen", so Lohse. Er verwies darauf, dass das Feuer am Freitag zeitgleich an mehreren Stellen ausgebrochen war. Es gebe Videomaterial, auf dem das eindeutig zu sehen sei, sagte Lohse dem MDR. Die Polizei leitete ein Brandermittlungs-Verfahren ein. Angaben zur Ursache seien erst möglich, wenn Ermittlerinnen und Ermittler den Brandort untersuchen könnten, hieß es.

DWD sagt kräftige Regenfälle vorher

Die Feuerwehr zeigte sich im Gespräch mit NDR Niedersachsen optimistisch, den Brand heute weitgehend löschen zu können. Ziel sei es, dass danach nur noch Nachlöscharbeiten notwendig seien, sagte Kreisbrandmeister Lohse. Eine zentrale Rolle spielt weiter die Brandbekämpfung aus der Luft: Acht Hubschrauber und vier Löschflugzeuge sollen heute im Einsatz sein. Gegen 8 Uhr habe der Flugbetrieb über der Brandstelle begonnen, teilte der Landkreis Harz auf Facebook mit. Rund 150 Einsatzkräfte arbeiten am Boden gegen die Flammen, darunter auch Einheiten aus Niedersachsen. Auch das Wetter könnte den Einsatzkräften zu Hilfe kommen: Für den Abend und in die Nacht sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Harz kräftige Regenfälle vorher.

Einsatzkräfte schlagen Schutzstreifen am Boden

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In der Nacht zu Sonntag hatten Einsatzkräfte auf Patrouillen-Fahrten keine neuen Brandherde oder Glutnester entdeckt, wie die Einsatzleitung dem NDR Niedersachsen mitteilte. Die Flammen sind damit weiter unter Kontrolle. Am Samstag hatte es auf einer Länge von 1.000 Metern am Königsberg, unterhalb des Brockens, gebrannt. Mehrere Flugzeuge und Hubschrauber waren im Einsatz, wie der Landkreis Harz auf Facebook mitteilte, dazu rund 250 Einsatzkräfte am Boden. Auch die Luftwaffe der Bundeswehr half bei der Brandbekämpfung. Die eingesetzten Kräfte am Boden schlugen unter anderem Schutzstreifen, die auch befeuchtet wurden. Damit sollte laut Einsatzleitung sollte verhindert werden, dass sich der Brand auf das Moor in Eckerloch ausbreitet. In Elend in Sachsen-Anhalt wurde ein Hubschrauber-Flugplatz eingerichtet. Seit heute ist dort auch eine neue Wasser-Betankungsstelle einsatzbereit. Eine solche gab es seit Samstag auch in Aue Hattorf.

Waldbrand am Brocken an mehreren Stellen ausgebrochen

Der Waldbrand war den Angaben des Landkreises zufolge am Freitag gegen 14 Uhr nahe der Kesselklippe am Brocken an mehreren Stellen ausgebrochen. Die Rauchwolke war kilometerweit zu sehen. Viele der einzelnen Brandstellen hätten sich dann zu einer Feuerfront zusammengeschlossen.

500 Menschen vom Brocken evakuiert

500 Menschen - darunter Wanderer, Sportler und Touristen - wurden am Freitagnachmittag vom Brocken mit Bussen in Sicherheit gebracht. Die Harzer Schmalspurbahnen stellten den Verkehr auf der Strecke zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken ein. Eine Bahn, die unterwegs war, wurde evakuiert. Fahrgäste wurden von Bussen zurück ins Tal gebracht. Das Gebiet ist weiterhin für Zivilisten gesperrt. Anwohnerinnen und Anwohner im Umkreis sind gebeten, wegen der Rauchentwicklung Fenster und Türen geschlossen zu halten. Für die Region rund um den Brocken gelten Gefahrenmeldungen.

Tagelanger Brand am Königsberg im September 2022

"Im Vergleich zu vor zwei Jahren ist die Lage auf jeden Fall schwieriger und schlimmer anzuerkennen", sagte Einsatzleiter Jerry Grunau dem MDR mit Blick auf den jetzigen Waldbrand. Vor zwei Jahren hatte es an derselben Stelle schon einmal gebrannt. Tagelang versuchten die Feuerwehren damals den insgesamt zwölf Hektar großen Brand zu löschen. Zeitweise waren sieben Löschhubschrauber im Einsatz, auch zwei Löschflugzeuge aus Italien unterstützten. Der Landkreis Harz hatte seinerzeit den Katastrophenfall ausgerufen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 08.09.2024 | 09:00 Uhr

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