VW in USA: Affen, Nazis und der nächste Vergleich
Michael Melkersen ist passionierter Pokerspieler. Die taktische Finesse des Rechtsanwalts aus dem US-Bundesstaat Virginia bekommt auch Volkswagen seit einiger Zeit zu spüren: Melkersen war es, der den Skandal mit Abgasversuchen an Affen aufgedeckt hat, der für viel Empörung sorgte. Einen drohenden Prozess gegen einen von Melkersens Klienten hat Volkswagen in den USA jetzt auf den letzten Drücker verhindern können: Der Fahrer eines VW Jetta hatte den Konzern im Zuge des Abgas-Skandals auf 725.000 Dollar verklagt. Kurz vor Prozessauftakt einigten sich Unternehmen und Kläger auf einen Vergleich. Dabei schien es zuletzt, als habe sich Volkswagen in den Vereinigten Staaten mit seinen Zahlungen in Milliarden-Höhe Zeit und vor allem ein bisschen Ruhe verschafft.
Melkersen spielt die "Nazi-Karte"
Doch es gibt einige Kunden, die aus den abgewehrten Sammelklagen ausgeschert sind und es auf eigene Faust probieren. Etwa 300 von ihnen vertritt Melkersen, die meisten kommen aus seinem Heimatstaat Virginia. Zwei weitere Prozesse sind in den kommenden zwei Monaten noch anberaumt. Bislang hat VW in den USA versucht, alle Klagen mit Vergleichen beizulegen. Im aktuellen Fall hatte Volkswagen eine Verschiebung des Prozesses gefordert, nachdem Melkersen die "Nazi-Karte" gespielt hatte: In einer Dokumentation des Streamingdienstes Netflix stellte der Jurist einen Bezug zwischen Affenversuchen und der Vergasung von Juden im Dritten Reich her, offenbar, um Druck auf VW aufzubauen. Die Juristen des Konzerns beklagten daraufhin, dass ihr Unternehmen mit "Hitler, dem Holocaust und anderem Horror" in Verbindung gebracht worden sei. Sie sahen darin einen unlauteren Versuch, die Jury gegen den Konzern aufzubringen. Doch den entsprechenden Antrag von VW wies das Gericht ab. Am Ende einigten sich Kläger und VW auf den Vergleich.
VW zahlt 25 Milliarden Euro
VW hatte im September 2015 auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, bei Abgastests betrogen zu haben. Der Konzern hat ein Schuldbekenntnis abgegeben und bereits rund 25 Milliarden Euro an Rechtskosten für Strafen und Entschädigungen bei Vergleichen mit Klägern in Nordamerika verbucht. Zudem wurden schon zwei Mitarbeiter in den USA zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.