Umbau bei VW: Diess ist neuer VW-Konzernchef
Die Neuausrichtung beim weltgrößten Autobauer ist beschlossene Sache: VW-Markenchef Herbert Diess wird neuer Volkswagen-Konzernchef. Das hat der Aufsichtsrat am Donnerstag beschlossen, wie das Unternehmen mitteilte. Diess löst Matthias Müller an der Spitze des Konzerns ab. Zudem führt Volkswagen neue Markengruppen ein.
Diess will Akzente bei E-Mobilität setzen
Aufsichtsrats-Chef Hans Dieter Pötsch sagte nach der Sitzung, VW wolle die individuelle Mobilität von morgen an führender Stelle mitgestalten. Dafür sei Diess der richtige Mann. Er habe bei der Neuausrichtung der Marke VW bewiesen, "mit welchem Tempo und mit welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse umsetzen kann". Diess erklärte es zu seiner wichtigsten Aufgabe, "den Weg hin zu einem profitablen, weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität konsequent weiter zu verfolgen". Volkswagen müsse Tempo aufnehmen und Akzente bei Elektromobilität, bei der Digitalisierung des Autos und des Verkehrs und bei neuen Mobilitätsdiensten setzen.
Neue Markengruppen
Zu diesem Prozess gehört auch eine neue Markenstruktur. Laut Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch soll die Neuordnung die Entscheidungen bei dem riesigen Autokonzern beschleunigen. Eingeführt werden die Markengruppen "Volumen", "Premium" und "Super Premium". Konzernchef Diess leitet in Personalunion die Marke VW und die Gruppe "Volumen", unter der die Marken VW, Seat und Skoda zusammengefasst werden. Audi-Chef Rupert Stadler ist verantwortlich für den Bereich "Premium", wozu Audi selbst gehört. Und Porsche-Chef Oliver Blume kümmert sich künftig um die "Super Premium"-Marken Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini.
Truck & Bus soll offenbar nach München
Die drei Vorstände übernehmen zusätzlich Konzernführungsaufgaben. Diess verantwortet demnach die Konzernentwicklung- und Forschung und kümmert sich um den Bereich Fahrzeug-IT. Stadler verantwortet den Konzernvertrieb und Porsche-Chef Blume die Konzernproduktion. Daneben beschlossen die Aufseher, dass für die Nutzfahrzeugeinheit Truck & Bus die Voraussetzung geschaffen werden soll, diese an die Börse zu bringen. Wie aus VW-Aufsichtsratskreisen verlautete, soll Truck & Bus zudem seinen Hauptsitz von Braunschweig nach München verlagern.
Gunnar Kilian wird Personalvorstand
Gunnar Kilian, bisher Generalsekretär im Betriebsrat und engster Vertrauter des mächtigen Betriebsrats-Chefs Bernd Osterloh, wird Personalvorstand und damit Nachfolger von Karlheinz Blessing. Blessing hatte sich beim Betriebsrat offenbar unbeliebt gemacht, weil er unter anderem die Gehälter mehrerer Betriebsräte für eine rechtliche Überprüfung auf Eis gelegt hatte. Der langjährige Einkaufsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch, seine Aufgaben wird der Beschaffungsvorstand der Marke VW, Ralf Brandstätter, kommissarisch übernehmen. Sanz ist seit 2001 Vorstand bei VW und auch Aufsichtsratschef beim Bundesligisten VfL Wolfsburg.
Unterstützung vom Betriebsrat
Beim Konzernumbau kann Diess auf die Unterstützung des Betriebsrats zählen. Dessen Chef Osterloh hat die volle Unterstützung der Arbeitnehmerseite angekündigt. Er begrüße es ausdrücklich, dass der Konzern und die Kernmarke VW wieder in Personalunion geführt werden sollten, schrieb Osterloh in einem Brief an die Belegschaft, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Neu eingeführt werden soll nach Osterlohs Angaben ein stellvertretender Vorsitzender für die Kernmarke VW, der sich um das Tagesgeschäft kümmere. Dieser müsse in den kommenden Wochen gefunden werden.
Ärger im Vorstand?
Laut "Handelsblatt" soll Diess im VW-Vorstand bereits erste Pläne als neuer VW-Chef vorgestellt haben. Demnach sollen "einige Vorstände" verärgert reagiert haben, als Diess Zuständigkeiten für mehrere Bereiche im obersten Führungsgremium neu regeln wollte. Dabei ging es laut der Zeitung vorrangig um den Zeitpunkt: Die Vorstände fühlten sich vor den Kopf gestoßen, heißt es, weil Diess über seine Pläne noch vor Antritt der neuen Stelle - und unmittelbar nach Bekanntgabe des vorzeitigen Personalwechsels an der Spitze am Dienstag - informierte.
"Bild": Rente von 3.600 Euro am Tag für Müller
Und was passiert mit Müller? Er sei "im gegenseitigen Einvernehmen mit sofortiger Wirkung" als Vorstandsvorsitzender ausgeschieden. Aufsichtsratsvorsitzender Pötsch dankte Müller ausdrücklich. Der bisherige Vorstandschef habe "Herausragendes" für den Volkswagen-Konzern geleistet. Ganz ausscheiden wird Müller allerdings nicht: Nach Unternehmensangaben wird er seinen Vertrag bis 2020 erfüllen - und weiter sein Gehalt erhalten. Wie die "Bild"-Zeitung in ihrer Mittwochsausgabe berichtet, erhält er danach eine Betriebsrente von 3.600 Euro - pro Tag. Zuletzt war Müller wegen seines Millionengehaltes in die Kritik geraten. Die Vorstandsmitglieder hatten nach VW-Angaben im vergangenen Jahr 50,3 Millionen Euro Gehalt kassiert - 2016 waren es noch 39,5 Millionen Euro gewesen. Erst im vergangenen Jahr hatte VW nach Kritik - auch von Weil - seine Gehälterstruktur reformiert.