Ein Mitarbeiterin des Deutschen Krebsforschungszentrums arbeitet mit einer digitalen Pipette. © picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod Foto: Bernd Weißbrod

Sorge um Wissenschaft: US-Forscher in Niedersachsen willkommen

Stand: 07.03.2025 12:24 Uhr

Wissenschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sorgt sich um die Freiheit der Wissenschaft in den USA unter der Trump-Regierung. Bei einem Besuch im Braunschweiger Thünen-Institut warb er um "die klügsten Köpfe".

Es sei bekannt, dass die US-Führung die Wissenschaft an die enge Kette legen wolle, massive Entlassungen vornehme und die Freiheit der Wissenschaft per se in Frage stelle, sagte der Minister dem NDR Niedersachsen. Viele Wissenschaftler in den USA seien sehr besorgt. "Das geht so weit, dass manche sich nicht mehr trauen, von ihrer Arbeitsstelle aus mit ihren Wissenschaftskollegen in der freien Welt zu konferieren", so Özdemir weiter. Bislang gelten die USA als herausragender Wissenschaftsstandort, etwa im Bereich Medizin und Klimaforschung, wie auch Özdemir betonte. "Die Wissenschaftler und ihre Arbeit sind alle massiv bedroht durch die Ideologen, die dort regieren und durch den Fanatismus, der dort regiert", so der Minister.

"Klügste Köpfe" sind herzlich willkommen

Zunächst ist laut Özdemir Solidarität gefragt. "Aber natürlich geht es auch um die Frage, dass wir für die, die dort nicht mehr arbeiten können, ein attraktives Zielland werden". Deutschland müsse deutlich machen, dass die Wissenschaftsfreiheit hier geachtet werde und die klügsten Köpfe herzlich willkommen seien, erklärte der Minister. "Da geht gerade ein Fenster auf. Lassen Sie uns die besten Köpfe zurückholen", sagte auch Thünen-Institut-Präsidentin Birgit Kleinschmit. Özdemir war wegen Kleinschmits Amtseinführung angereist. Das Thünen-Institut forscht im Bundesauftrag zu Landwirtschafts- und Ernährungsthemen.

US-Wissenschaften unter Druck

Unter der Trump-Regierung wurden in den USA zuletzt Tausende im Medizin- und Gesundheitsbereich entlassen, etwa bei der Gesundheitsbehörde CDC, der Arzneimittelbehörde FDA und beim Institut für Gesundheitsforschung NIH, wie das ARD-Magazin "Monitor" berichtet. Forschungen zu Alzheimer, Diabetes, Krebs oder Impfstoffen wurden um Milliarden gekürzt. Staatlich geförderte Klimaforschung steht ebenfalls unter Druck. Unlängst kündigte US-Präsident Donald Trump zudem ein kompromissloses Vorgehen gegen "illegale" Proteste an Hochschulen an.

Rückschritt für die weltweite Wissenschaft

Auch die Max-Planck-Gesellschaft sieht derzeit eine Chance, neue Spitzenforschung nach Europa und Deutschland zu locken, wie ihr Präsident Patrick Cramer gegenüber "Monitor" sagte. "Aber für die Forschung insgesamt, für die Wissenschaft insgesamt auf der Welt, ist es ein ganz klarer Rückschritt, etwas, was mir ganz große Sorgen bereitet", sagte Cramer über die jüngsten Entwicklungen in den USA.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 07.03.2025 | 08:00 Uhr

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