So hat Wieda im Harz die Wildschweine aus dem Ort vertrieben
Wieda im Südharz hatte noch vor sieben Jahren ein massives Wildschweinproblem - inzwischen haben es die Bewohner den wilden Tieren so ungemütlich gemacht, dass sie sich aus dem Ort in den Wald verzogen haben.
Zwischen 2015 und 2017 war es besonders schlimm: Täglich zogen Wildschweine durch Wieda (Landkreis Göttingen). In Gruppen von acht, zwölf oder mehr Tieren durchwühlten sie private Gärten und öffentliche Grünanlagen. "Sie hatten die Scheu komplett verloren", berichtet Jörg Köttner, Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung von Natur und Kultur, Südharz (VNK Südharz). Die Mitglieder haben begonnen, ein Waldstück innerhalb Wiedas für die Wildschweine ungemütlich zu machen. Zusammen mit weiteren Aktionen zeigt das Engagement langsam Erfolg.
Wildschweine verwüsten Grünanlagen und Gärten
"Die Wildschweine waren allgegenwärtig", berichtet der heutige Ortsbürgermeister Klaus-Erwin Gröger (CDU). Sie durchwühlten Gärten, Rasenflächen, Komposthaufen - immer auf der Suche nach eiweißreichen Würmern und Maden. Auch Hausmülltonnen und Gelbe Säcke waren vor ihnen nicht sicher. Allein in den öffentlichen Grünanlagen betrugen die Schäden mehrere zehntausend Euro, so Gröger. "Viele Menschen fühlten sich nicht mehr sicher."
Wildschwein-Muttertiere können aggressiv werden
Dann hatte der Ortsbürgermeister ein Schlüsselerlebnis: Er beobachtete, wie eine Gruppe Frischlinge - also junger Wildschwein-Nachwuchs - über die Straße lief und Kinder auf dem Schulweg auf die niedlichen Tiere zurannten. "Ich habe die Kinder sofort gewarnt, dass sie sich fernhalten sollen. Denn eine aggressive Bache, die ihre Frischlinge beschützen will, könnte ihnen schnell gefährlich werden und sie verletzten."
Wildschweine dürfen im Ort nicht geschossen werden
Ein Kern des Problems war das so genannte "Schulholz", ein seit Jahrzehnten verwilderter Hang mitten im Ort mit Bäumen und dichtem Buschwerk. "In den hatten sich die Wildschweine nicht nur zurückgezogen, um ihre Ruhe zu haben, dort haben sie sogar Nachwuchs aufgezogen", erzählt Jörg Köttner vom VNK Südharz, der von Beruf Förster ist. Eine Jagd war laut Köttner nicht möglich, denn innerhalb des Ortes dürfen die Tiere nicht geschossen werden. Das bekämen Wildschweine mit und hätten dort ihre Ruhe, so der Förster. "Sie sind schlaue Tiere."
Maßnahmen der Stadt zeigen Erfolge
Nun wird der etwa drei Hektar große Wald im Ort nach und nach umgestaltet: Auf einem Drittel entsteht ein so genannter "Hutewald", in dem einmal Rotes Harzer Höhenvieh gehalten werden soll. Dafür sind schon jetzt Bäume abgeholzt worden. Außerdem haben die ehrenamtlichen Mitglieder des VNK Südharz Wege angelegt, sodass mehr Menschen durch das "Schulholz" laufen - und das mögen Wildschweine nicht. "In diesem Jahr haben die Wildschweine dort erstmals keinen Nachwuchs mehr aufgezogen", sagt Köttner.
Wieda hat das Wildschwein-Problem jetzt im Griff
Zudem war die Jagd erfolgreich. In den Wäldern rund um Wieda haben die Jäger im vergangenen Jahr rund 70 Wildschweine erlegt. Das freut auch Lars Deiters - nicht nur als Bürgermeister (parteilos) der Gemeinde Walkenried, zu der auch Wieda gehört, sondern auch als zweiter Vorsitzender des Naturschutzvereins VNK Südharz. "Wir haben die Problematik im Griff, den Wildschwein-Magneten im Ort gibt es nicht mehr."
Wildschweine werden wohl immer Teil des Ortes sein
Ganz los werden die Menschen die Wildschweine aber wohl nie, denn Wieda liegt mitten im Wald. Aber während früher jeden Tag Wildschweinrotten durch den Ort gezogen sind, kommen sie zur Zeit nur noch sporadisch - meist alle zwei Wochen, wenn wieder Müllabfuhr ist. Viele Privatleute haben ihre Gärten nun mit schweren Zäunen und auch Elektro-Weidezäunen besser gesichert. Denn Strom mögen Wildschweine auch nicht.