Nicht genug um Halbwaisen gekümmert? Jugendamt weist das zurück

Stand: 15.07.2024 17:46 Uhr

Nach der Tötung einer vierfachen Mutter in Göttingen wirft eine Angehörige der Stadt vor, sich nicht genug um die hinterbliebenen Kinder zu kümmern. Das Jugendamt sieht den Landkreis Steinburg in der Verantwortung.

Man sei telefonisch erreichbar gewesen und habe über Angehörige den Kontakt zur Großtante gehalten, teilte die Stadt Göttingen am Montag mit. Weil die Beamten im Göttinger Jugendamt davon ausgegangen waren, dass die Tante die Kinder in Itzehoe (Schleswig-Holstein) langfristig bei sich aufnehmen würde, hätten sie Amtshilfe beim Landkreis Steinburg beantragt. Dort sollte eine Jugendamtsmitarbeiterin prüfen, ob die Kinder auch für längere Zeit bei der Großtante bleiben können.

Wer ist zuständig?

Das habe aber rund vier Wochen gedauert, wie beide Jugendämter bestätgten. Göttingens Jugendamtsleiter Klaus Dieter Schmidt kann das nicht verstehen: Bei der "Besonderheit des Einzelfalles" hätten die "Kollegen auch mal schneller zu der Familie Kontakt" aufnehmen können. Der Landkreis Steinburg hingegen sagt, man sei davon ausgegangen, dass das Jugendamt Göttingen die Großtante bereits besucht habe, als die Kinder zu ihr kamen. Außerdem habe man dem Jugendamt in Göttingen mitgeteilt, dass die zuständige Mitarbeiterin sich erst nach ihrem Urlaub darum kümmere.

Kinder sind nun bei Großmutter in Syrien

Momentan befänden sich die Kinder bei einer Großmutter in Syrien. Bis geklärt ist, ob die nach Deutschland zieht, um sich um die Kinder zu kümmern, will der Landkreis Steinburg Vormund bleiben. Das habe man heute entschieden, sagte die dortige Jugendamtsleiterin auf Anfrage des NDR Niedersachsen.

Halbwaisen waren bei Großtante untergebracht

Die vier Kinder im Alter zwischen 2 und 16 Jahren hatten laut der Stadt Göttingen nach der Tat im Mai angegeben, dass ihre Großtante in Schleswig-Holstein die einzige Angehörige ist. Bei ihr wurden die Kinder untergebracht, wie eine Stadtsprecherin bestätigte. Danach soll die Großtante, die die Kinder nur für einige Zeit aufnehmen wollte, das Jugendamt der Stadt Göttingen aber nicht mehr erreicht haben, so der Vorwurf der Großtante.

Vater sitzt in Untersuchungshaft

Der Vater der Kinder wird verdächtigt, seine Ehefrau Anfang Mai in einer Wohnung in Göttingen getötet zu haben. Er sitzt in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen. Das Paar hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft getrennt gelebt. Frauenorganisationen aus Göttingen bezeichnen die Tat als Femizid.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 15.07.2024 | 19:30 Uhr

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