Mit Drogen getränktes Briefpapier in JVA geschmuggelt?
Am Landgericht Göttingen hat der Prozess wegen eines ungewöhnlichen Falls von Drogenhandel begonnen. Die Männer sollen Briefe mit einer psychoaktiven Substanz getränkt und an Häftlinge verschickt haben.
Zwei der Angeklagten - ein 62-Jähriger und sein 41-jähriger Sohn - sind bereits wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, teilte die Staatsanwaltschaft Göttingen am Mittwoch mit. Der 62-Jährige muss sich mit einem 58 Jahre alten ehemaligen Mithäftling wegen gewerbsmäßigen Handels mit neuen psychoaktiven Stoffen vor Gericht verantworten. Dem 41-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft Beihilfe vor.
58-Jähriger soll Briefe präpariert und verschickt haben
In der JVA Wolfenbüttel soll der Hauptangeklagte mit seinem Mithäftling den Plan gefasst haben, mit eingeschmuggelten psychoaktiven Stoffen zu handeln. Nach dem Ende seiner Haft soll der 58-Jährige auf die Bestellung des Hauptangeklagten zahlreiche Briefe mit den illegalen Substanzen getränkt haben und diese an Häftlinge in mehreren Justizvollzugsanstalten verschickt haben. Der 41-Jährige habe sich bereit erklärt, eine an ihn gerichtete Briefsendung in Empfang zu nehmen und zu verkaufen, so die Anklage.
Angeklagter: "Drogendelikte sind für mich der letzte Dreck"
Zu Prozessbeginn zeigte sich der 58-Jährige geständig, gab aber an, selbst nie etwas mit Drogen zu tun gehabt zu haben. "Drogendelikte sind für mich der letzte Dreck", so der Mann. Nach seiner Freilassung habe er in losem Kontakt zu dem inhaftierten 62-Jährigen gestanden und gelegentlich legale Dinge wie Schreibmaschinen in das Gefängnis geschickt. Anfang 2021 habe ihn der 62-Jährige angerufen und berichtet, dass er im Gefängnis unter Druck stehe und Hilfe brauche. Weil er loyal und zuverlässig sei, habe er sich breitschlagen lassen, so der 58-Jährige. Bei Treffen mit ihm unbekannten Personen habe er die Materialien zum Präparieren der Briefe erhalten. Dann habe er in seiner Wohnung Briefbögen mit den Substanzen getränkt, die Seiten getrocknet und an Inhaftierte verschickt.
Vater und Sohn wegen "Torsomord" verurteilt
Der 62-jährige Hauptangeklagte war 2007 wegen des sogenannten "Torsomordes" vor dem Landgericht Braunschweig zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Nach einem Streit soll er einen 35-jährigen Bordellbetreiber aus Bad Gandersheim getötet und anschließend dessen Leiche zerstückelt und in die Okertalsperre geworfen haben. Eine Spaziergängerin hatte damals den Torso entdeckt, später bargen Taucher dann weitere Körperteile. 2011 verurteilte das Landgericht auch den 41-jährigen Sohn des Mannes, der ebenfalls an dem Mord beteiligt gewesen sein soll.