Göttinger Uni-Senat will Präsidenten Tolan loswerden
Unter Präsident Metin Tolan war die Universität Göttingen erneut bei der Exzellenzinitiative gescheitert, auch sein Führungsstil steht in der Kritik. Am Mittwoch wird über seine Abwahl abgestimmt.
An der Universität Göttingen kriselt es schon länger. Nach mehrfachem Scheitern bei der Exzellenzinitiative und einer missglückten Präsidentenwahl kam 2021 Metin Tolan aus Dortmund nach Göttingen. Der Physik-Professor wollte Göttingen wieder zu einer Elite-Universität machen. Das klappte nicht, Tolan musste einen Sparkurs verordnen. Der unsanfte Abgang eines Vizepräsidenten vor gut einem Jahr sorgte für zusätzliche Unruhe innerhalb der Universität.
Mehrheit des Senats der Universität will Absetzung von Tolan
Für 11 von 13 stimmberechtigte Mitglieder des Senats steht fest, dass Tolan gehen muss, wie sie Ende August in einer Stellungnahme festhielten, die dem NDR Niedersachsen vorliegt: Sie lasten dem Präsidenten das Scheitern bei den Förderrunden, insbesondere der Exzellenzinitiative, an. Auch hapert es ihnen zufolge bei der internen Organisation, sie vermissen weitreichende strategische Linien. Zudem kritisieren die Senatorinnen und Senatoren Tolans Führungsstil: Dieser sei konfrontativ, der Präsident missachte Gremien-Entscheidungen und erteile Sprechverbote, heißt es in dem Papier.
Tolan schlägt Schlichtung vor
Eigentlich läuft Tolans Vertrag bis 2027. Einen freiwilligen Rücktritt lehnt er ab, bestätigte er auf Nachfrage. Im jüngst erschienenen Newsletter der Universität schlug er stattdessen eine Schlichtung "wie etwa bei schwierigen Tarifverhandlungen" vor. Die Kritik am Führungsstil bezeichnete Tolan als "diffamierend", wegen der Pauschalität der Vorwürfe könne er diese kaum entkräften. Auch sei die Universität schon vor seinem Amtsantritt "durch interne Querelen" in Abwärtsbewegung geraten, betonte der 59-Jährige.
Sorge um Universität Göttingen: Falko Mohrs gegen Personaldebatte
Zuletzt erhielt Tolan durchaus Zuspruch: Mehrere nicht dem Senat angehörende Professoren von Universität und Max-Planck-Instituten stärkten ihm den Rücken, darunter Leibniz-Preisträger und mehrere Dekane. Der Arbeitgeberverband Mitte warnte ebenfalls vor einem "mehr als schädlichen" Wechsel an der Spitze der Universität - und betonte, dass die öffentliche Debatte dem Ansehen der Universität schade. Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) hatte Tolan zuletzt sein Vertrauen ausgesprochen. Personaldebatten hält der Minister nicht für sinnvoll. "Mein Wunsch ist, kümmert euch um die strategische Ausrichtung der Universität", sagte Mohrs dem NDR Niedersachsen. Er schließt nicht aus, durch das Land auch einen Präsidenten am Senat vorbei zu ernennen.