Göttinger Kinder- und Jugendarbeit wegen Einsparungen in Sorge
Die Kinder- und Jugendarbeit in Göttingen ist angesichts leerer Kassen in Sorge: Die Stadtverwaltung hat unter anderem Einsparungen bei Jugendzentren und Treffpunkten für Kinder vorgeschlagen.
"Die Kinder haben doch sonst nichts, keine Vereine, keine anderen Einrichtungen", sagt Tatiana Stürtz von der Jugendhilfe Göttingen. Sie ist Betreuerin im Familientreff im Iduna-Zentrum - einer teils sanierungsbedürftigen Wohnanlage, in der Kinder mitunter in Armut aufwachsen. Doch das Nachmittagsangebot, dass sich vor allem an Grundschulkinder richtet, steht auf der Streichliste der Stadtverwaltung. Ab 2027 könnten die Zuschüsse wegfallen, es wäre das Aus für den Familientreff, sagt Christian Hölscher, Geschäftsführer bei der Jugendhilfe.
Hoffnung für Jugendzentren in Göttingen
Auch zahlreiche Jugendzentren freier Träger fürchteten bis zuletzt Kürzungen: Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, bestehende Förderverträge zu kündigen, um die Budgets neu auszuhandeln. Weil derartige Verhandlungen in der Vergangenheit Jahre gedauert hätten, befürchteten die Jugendzentren ab 2026 ohne Geld dazustehen. Am Mittwoch hat sich die Ratsmehrheit aus SPD, CDU und FDP gegen die Kündigungen ausgesprochen. "Dennoch ist klar, dass in Anbetracht der Haushaltslage Einsparungsmöglichkeiten diskutiert und auch durchgeführt werden müssen", erklärte das Haushaltsbündnis.
Stadt betont Sparzwang
Der Familientreff im Iduna-Zentrum hat hingegen noch keine Klarheit, wie es weitergeht. Gegenüber NDR Niedersachsen sagte aber SPD-Ratsherr und Finanzpolitiker Tom Wedrins, er könne sich vorstellen, dass die Kritik an den dortigen Einsparungen ebenfalls auf offene Ohren stoße. Zugleich betonte die Göttinger Stadtverwaltung die Notwendigkeit von Einsparungen: "Die aktuelle Haushaltslage der Stadt Göttingen zwingt zu einem übergreifenden Blick und zu Maßnahmen, die sehr herausfordernd für die Stadtgesellschaft insgesamt sind."
Einsparungen beim Schulmittagessen
Göttingen ringt insbesondere mit einem massiven Einbruch der Gewerbesteuer, wie Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) zuletzt betonte. Nach Landesrecht muss die Stadt auf die leeren Kassen mit einem umfangreichen Haushaltssicherungskonzept reagieren. Insgesamt rund 75 Millionen Euro sollen demnach bis 2029 eingespart werden. Wie genau, darüber entscheidet der Rat der Stadt bei den Haushaltsberatungen im Dezember. Einsparungen sind auch bei Umweltbildungseinrichtungen wie dem Göttinger Umwelt und Naturschutzzentrum (GUNZ) angedacht, vom Stadtelternrat kam scharfe Kritik an möglichen Preiserhöhungen beim Mittagessen in Kitas und Schulen. Mittlerweile sind mehrere Demonstrationen angekündigt.