Generationen vereint: Gemeinsames Wohnprojekt in Göttingen
Eine neu gegründete Genossenschaft baut in der Göttinger Innenstadt in Eigenregie ein historisches Fachwerkhaus aus. Zusammen mit einem Neubau soll ein gemeinschaftliches Wohnquartier entstehen.
Rund zehn Mitglieder haben sich seit Beginn des Jahres in der Genossenschaft "Generationenübergreifendes Wohnprojekt im Quartier" zusammengefunden und ein Fachwerkhaus in der Göttinger Innenstadt gekauft. Die Genossenschaft will nicht nur neue Wohnungen, sondern auch gemeinschaftlich genutzte Räume und Flächen schaffen. Das Projekt soll dabei möglichst viele Altersgruppen ansprechen, die beim Bau zum Beispiel durch Aspekte wie Barrierefreiheit berücksichtigt werden. Das Fachwerkhaus muss jedoch zunächst entkernt und saniert werden. Dafür braucht es viele helfende Hände.
Überraschend hohe Nachfrage
Mit Unterstützung der Wohnraumagentur Göttingen oder einem Infostand auf dem Wochenmarkt konnte das Gründungsteam rund um Dorothee Sandmann und Alexander Hoymann schnell neue Mitglieder für ihre Idee gewinnen. Auch während der Arbeitseinsätze auf der Baustelle kommen gelegentlich Interessenten vorbei und fragen nach, wie sie sich beteiligen können. Alexander Hoymann ist überrascht und begeistert von der großen Nachfrage. Das Vorhaben, mehrere Generationen mit der Idee anzusprechen, geht auf. Bisher beteiligen sich sowohl Menschen im Alter von Anfang 30 als auch 80-Jährige. Klaus-Peter Buss hilft bereits bei der Sanierung mit und ist erleichtert. Er hatte am Anfang Sorge, dass es ein reines Rentner-Projekt wird, erzählt er.
Zwischen Planungstreffen und Arbeitseinsätzen
Die Beteiligten, egal ob bereits Mitglied in der Genossenschaft oder am Projekt interessiert, treffen sich wöchentlich in der Göttinger Stadtbibliothek. Sie besprechen ihr weiteres Vorgehen und stimmen über Änderungen ab. Außerdem gibt es noch Arbeitskreise, zum Beispiel zu den Themen Energie und Baustoffe, erklärt Hoymann. Transparente Absprachen und Entscheidungen sind der Genossenschaft wichtig. Für Dorothee Sandmann als Teil des Vorstands heißt das zum Beispiel Vorschläge erarbeiten und dann den restlichen Mitgliedern vorstellen. Größere Entscheidungen, die einer demokratischen Abstimmungen bedürfen, kommen erst noch, schätzt sie.
Finanzielle Herausforderungen
Dorothee Sandmann erklärt, dass die späteren Bewohnerinnen und Bewohner keine reguläre Miete, sondern eine sogenannte Kostenmiete zahlen. Das heißt, sie tilgen damit das Darlehen der Bank gemeinschaftlich. Im Durchschnitt soll diese Miete nicht mehr als 12 Euro pro Quadratmeter kosten und sich mit den Jahren auch noch verringern. Weitere Bausteine zur Finanzierung sollen mithilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und investierenden Mitgliedern zustande kommen. Das sind Personen, die das Projekt ausschließlich finanziell unterstützen, aber nicht mit einziehen. Rund zehn solcher Investoren sind bereits in der Genossenschaft. Sandmann hofft auf weitere. Ein paar finanzielle Sorgen bleiben trotzdem, erzählt sie. Gerade bei einem historischen Fachwerkhaus und möglichen Schäden an den Holzbalken.
Experten unterstützen das Vorhaben
Die Balken müssen die Beteiligten zunächst freilegen und untersuchen. Gemeinsam mit einer Architektin haben sie zuvor festgelegt, welche Elemente aus dem Fachwerkhaus abgerissen oder erhalten werden sollen. Bei der Einschätzung der Bausubstanz hat Sachverständiger Heiko Schaper seine Hilfe angeboten. Er ist begeistert vom Projekt und dem Gemeinschaftsgefühl auf der Baustelle. Einige seiner Geräte und seine Expertise in Sachen Holzschutzgutachten stellt er der Genossenschaft zur Verfügung. In Sachen Altbau-Sanierung bringt Dorothee Sandmann auch eigene Erfahrungen mit ein. Es gebe noch einige offene Fragen zu klären, gleichzeitig sei sie optimistisch, dass sie gemeinsam schnell vorankommen. Bisher plant die Genossenschaft das Wohnquartier 2026 zu beziehen.