Der Angeklagte Wilfried W. betritt den Gerichtssaal. © picture alliance/dpa Foto: David Inderlied

Fall "Höxter": Zwei Gutachter sehen Wiederholungsgefahr

Stand: 26.09.2023 21:03 Uhr

Wilfried W. hat in einem Haus in Höxter (Nordrhein-Westfalen) über Jahre Frauen gequält. Im Prozess um eine nachträgliche Sicherungsverwahrung hat ihn auch ein zweiter Gutachter als gefährlich eingestuft.

Gefühlskalt, manipulativ und ohne Reue für seine Gewalttaten - so beschrieb ein psychiatrischer Gutachter Wilfried W. am 20. September im Landgericht von Paderborn. Es bestehe ein hohes Risiko, dass er innerhalb von Monaten nach seiner Haftentlassung erneut derartige Taten begehen würde, sagte der Psychiater Johannes Fuß. Ein zweiter Gutachter kam nun zu demselben Schluss. Wilfried W. verfüge über "eine hohe kriminelle Intelligenz bei der Ausnutzung von Frauen", sagte der Gutachter am Dienstag vor Gericht. Er sehe eine erhebliche Gefahr der Wiederholung, sollte der heute 53-Jährige sich in Freiheit befinden.

Videos
Wilfried W. vor Gericht. © Screenshot
1 Min

Höxter: Kommt Wilfried W. nach Haft in Sicherungsverwahrung? (31.08.2023)

Er hatte Frauen jahrelang gequält und wurde zu einer Haftstrafe verurteilt. Ein Gericht klärt, ob er wieder auf freien Fuß darf. 1 Min

Gericht verhandelt über nachträgliche Sicherungsverwahrung

Mit seiner ebenfalls verurteilten Ex-Frau hatte Wilfried W. über Jahre mehrere Frauen gequält. Zwei der Opfer aus Niedersachsen starben völlig ausgezehrt nach monatelangen Misshandlungen. 2018 war W. zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Seit Ende August verhandeln die Richter in Paderborn, ob der 53-Jährige nach Verbüßen seiner Haftstrafe in Sicherungsverwahrung kommt. Das hat die Staatsanwaltschaft gefordert.

Psychiater: Wilfried W. nicht zu Reue in der Lage

Für eine nachträgliche Sicherungsverwahrung müsste eine hohe Wahrscheinlichkeit vorliegen, dass Wilfried W. zukünftig erhebliche Straftaten begeht. Nach einer 16-stündigen Untersuchung attestierte Psychiater Fuß dem 53-Jährigen eine dissoziale Persönlichkeitsstörung und ausgeprägtes Manipulationsgeschick. W. trete oberflächlich charmant und kindlich naiv auf, so Fuß. "Unter der Oberfläche zeigt sich ein gefühlskalter Mensch", der nicht in der Lage sei, Empathie für seine Opfer oder Reue für die Taten zu zeigen. Stattdessen beharre er selbst darauf, Opfer sadistischer Frauen geworden zu sein. Diese Einschätzung sei nicht im Einklang mit den festgestellten Taten und mache eine Therapie schwierig.

Verteidigung spricht von falscher Therapie

Gegen einen zweiten Gutachter, der Wilfried W. ebenfalls untersucht hatte, stellte die Verteidigung einen Befangenheitsantrag. Außerdem beantragte sie, die Sachverständige aus dem ursprünglichen Verfahren als Zeugin zu laden. Diese war damals zu der Einschätzung gekommen, dass W. Gut und Böse nicht unterscheiden könne. Daraufhin war der Täter 2018 als vermindert schuldfähig eingestuft worden und kam in die Psychiatrie. 2020 hob ein Gericht die Entscheidung auf, weil Zweifel an der eingeschränkten Steuerungsfähigkeit aufkamen. Seitdem sitzt Wilfried W. im regulären Strafvollzug. Die Verteidigung will bewirken, dass er wieder in die Psychiatrie kommt. Dort habe er bislang nur die falsche Therapie erhalten, sagte sein Anwalt.

Weitere Informationen
Der Angeklagte Wilfried W. steht zu Prozessbeginn inmitten seiner Anwälte Carsten Ernst (l) und Detlev Otto Binder. © dpa-Bildfunk Foto: David Inderlied

Fall "Höxter": Bekommt Wilfried W. Sicherungsverwahrung?

Er quälte jahrelang Frauen, zwei Niedersächsinnen starben. Ein neuer Prozess muss klären, ob Wilfried W. eingesperrt bleibt. (31.08.2023) mehr

Der Angeklagte Wilfried Max W. (M) steht neben seinen Verteidigern Carsten Ernst (l) und Detlev Binder (r) in einen Saal des Landgerichts.  Foto: Friso Gentsch

Der Fall Höxter: Eine Chronologie

Über Jahre sind auf einem Hof in Höxter Frauen offenbar gequält worden, zwei Opfer aus Niedersachsen starben. Was bislang über die Abläufe bekannt ist, erzählt unsere Chronologie. (05.10.2018) mehr

Die Angeklagte Angelika W. steht neben ihren Rechtsanwälten und verdeckt ihr Gesicht mit einer Mappe. © dpa-Bildfunk Foto: Bernd Thissen

Höxter: 70 Formen der Misshandlung

Im Prozess um zwei in Höxter zu Tode gequälte Frauen aus Niedersachsen ist erneut die Angeklagte Angelika W. befragt worden. Sie beschrieb 70 Formen der Misshandlung von Frauen. (30.11.2016) mehr

Mehr Nachrichten aus der Region

Zwei Menschen gehen mit ihren Hunden über einen verschneiten Wanderweg im Harz. © Swen Pförtner/dpa Foto: Swen Pförtner/dpa

Schneesamstag im Harz: Ausflügler rodeln und wandern

Der Schnee lockte Ausflügler in die Region. Das sorgte für volle Parkplätze, Rodelbahnen und Wanderwege. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen