Stand: 06.06.2019 18:48 Uhr

Ellrich: Asche von 1.000 Toten im KZ-Massengrab

Bäume wachsen auf den verfallenen Überresten der Lagerküche in Ellrich-Juliushütte. © dpa-Bildfunk Foto: Swen Pförtner
Wegen der deutsch-deutschen Teilung ein lange vergessener Ort: das KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte.

Im früheren KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte bei Walkenried im Südharz (Landkreis Göttingen) sind Überreste von Massengräbern gefunden worden. Dabei handelt es sich um Gräber, in denen die Asche und die Gebeine von mehr als 1.000 Toten liegen sollen. Eines der beiden Gräber sei erst vor Kurzem anhand neu aufgetauchter Fotos entdeckt worden, sagte der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, am Donnerstag.

1.000 Häftlinge allein im März 1945 verbrannt

Die neu aufgetauchten Fotos stammen von einem amerikanischen Soldaten. Der hatte nach der Befreiung durch die Alliierten das Gelände im Sommer 1945 besucht. Die Bilder zeigen unter anderem eine Verbrennungsstelle. "Der Göttinger Kreisarchäologe hat diese Stelle lokalisiert", sagte Wagner. "Direkt unter der Grasnarbe ist dort immer noch alles voll mit Knochen." 1.000 Häftlinge wurden allein im März 1945 verbrannt. Von 830 Toten sind die Namen bekannt. In Abstimmung mit Überlebendenverbänden aus Frankreich, Belgien und Polen soll jetzt mit einer angemessenen Gestaltung der Gräber an diese Opfer des Nazi-Regimes erinnert werden.

In Deutschland lange vergessener Ort

Das Außenlager des KZ Mittelbau-Dora war mit durchschnittlich 8.000 Insassen das viertgrößte in Mittel- und Nordwestdeutschland nach Buchenwald, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen. Es handele sich allerdings um einen über Jahrzehnte vernachlässigten Ort, seit 1945 durchschnitten von der deutsch-deutschen Grenze, sagte Geschäftsführer Wagner am Donnerstag. Die baulichen Überreste des Lagers seien nach 1945 zerstört worden. Anders als hierzulande gelte Ellrich-Juliushütte in Frankreich als eines der schrecklichsten Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Viele französische Widerstandskämpfer wurden dorthin deportiert. Auch politische Häftlinge aus Polen, Russland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden waren hier inhaftiert - ebenso ungarische und polnische Juden sowie Sinti und Roma. Mehr als 4.000 Menschen kamen in den Jahren 1944 und 1945 in dem Lager ums Leben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 06.06.2019 | 08:30 Uhr

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