Dutzende entlaufene Galloways trotzen allen Einfangversuchen
Sie verstecken sich im Unterholz und fressen Landwirten die Ernte weg: Entlaufene Galloway-Rinder aus der Gemeinde Gleichen im Landkreis Göttingen sind inzwischen zu einem Riesenproblem geworden.
Mithilfe von Polizei, Freiwilligen Feuerwehren, Landwirten, Jägern und berittenen Cowboys hatte der Landkreis am Wochenende versucht, die Rinder einzufangen. Ohne Erfolg. Jetzt werde sondiert, was man noch machen könne, so die Umweltdezernentin des Landkreises Göttingen, Doreen Fragel. "Am besten wäre es, wenn der Halter mit uns zusammenarbeiten würde", sagte Fragel. Achim Hübner, Geschäftsführer beim Landvolk Göttingen, sieht das genauso. Auf den Flächen von 13 Landwirten im Landkreis gebe es wegen der entlaufenen Rinder inzwischen Ernteschäden von bis zu 15.000 Euro, sagt er.
Rinderhalter wirft Landkreis Inkompetenz vor
Besitzer der Tiere ist der Rinderhalter Mike Niemeyer. Er weigert sich, seine Galloways einzufangen und wirft dem Landkreis vor, "total planlos" vorzugehen. Der Kreis habe die Rinder beim ersten Einfangversuch im Juni verschreckt, deswegen seien sie abgehauen. Diesen Vorwurf weist Kreisumweltdezernentin Fragel zurück. "Anfang Juni haben wir zwölf Galloways in Bremke am Stall erfolgreich mitgenommen", sagt sie. Auf der Weide in Weißenborn seien die Rinder dann wegen fehlender Zäune entlaufen. Auf anderen Weiden seien die Zäune ebenfalls defekt.
Bestand soll wegen Verstößen gegen Tierschutz reduziert werden
Wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz soll Niemeyers Bestand auf 38 Tiere reduziert werden. Im September 2022 sei der Halter darüber informiert worden, heißt es beim Landkreis. "Wir haben ihm mehrfach Fristverlängerungen eingeräumt", sagt Fragel. Der Halter hätte die Möglichkeit gehabt, die Tiere rauszusuchen, die er behalten will. Im Juni sei der Landkreis dann selbst tätig geworden, so Fragel. Inzwischen bietet Niemeyer nach eigenen Angaben an, bis Ende November seinen Bestand selbst zu reduzieren. "Ich will mich aber nicht auf 38 Tiere festlegen", sagt der Landwirt.
Amtsarzt bemängelt zu wenig Wasser, Futter und verendete Tiere
Mit einem Widerspruch gegen den Landkreis ist Niemeyer bereits vor dem Verwaltungsgericht Göttingen und dem Oberverwaltungsgericht gescheitert. Beide Gerichte teilen die Sicht der Behörde, dass der Landwirt überfordert sei. Der Amtsarzt hatte bei Kontrollen festgestellt, dass die Tiere nicht genügend Wasser und Futter bekamen, heißt es in einem Gerichtsbeschluss. Einige Rinder seien ausgebrochen, um sich selbst Futter zu suchen. Dabei sei es zu einem Verkehrsunfall gekommen. "Zudem wurden mehrfach verendete und nicht ordnungsgemäß entsorgte Tierkadaver gefunden", heißt in dem Beschluss. Der Halter sei uneinsichtig, verharmlose die vorliegenden Verstöße und zweifle im Gegenzug den Sachverstand von fachkundigen Personen an.
Rinderhalter drohen hohe Kosten wegen entlaufener Galloways
Auf Halter Niemeyer könnten nun hohe Kosten zukommen. Er soll rund 5.000 Euro Kosten für das Gerichtsverfahren tragen. Zwei Landwirte überlegten auch, wegen der Ernteschäden durch die entlaufenen Galloways zu klagen, sagt Achim Hübner vom Landvolk. Und der Landkreis Göttingen will dem Halter die Kosten für die Einfangaktionen in Rechnung stellen.