Diebe plündern Blumen- und Erdbeerfelder zum Selbstpflücken
Gerade im Sommer sind Blumen- und Erdbeerfelder an vielen Straßen echte Hingucker und sehr beliebt. Doch ziehen sie nicht nur ehrliche Kunden an. Diebe bringen Landwirte an den Rand des Ruins.
Mehrmals die Woche fuhr Carsten Behrens zuletzt im Sommer seine Selbstpflückfelder ab und kontrollierte sie. "Man freut sich natürlich, wenn man morgens zum Blumenfeld hinkommt und sieht, dass am Abend zuvor offensichtlich viele Blumen gepflückt wurden. Die Kasse müsste dann entsprechend voll sein. Aber das ist sie am Ende nicht."
Diebstähle auf Feldern zum Selbstpflücken nehmen zu
Seit nunmehr 25 Jahren bewirtschaftet der Landwirt bei Peine Blumenfelder zum Selbstpflücken. Sein Angebot an Dahlien, Herbstastern und Sonnenblumen ist beliebt - auch bei Dieben. Beklaut wurde Carsten Behrens auf seinen Feldern schon immer, doch zuletzt zunehmend dreister: Nachts trugen Diebe körbeweise Blumen davon und plünderten brachial die Vertrauenskasse am Feldrand, erzählt er.
Felder zum Selbstpflücken: Landwirte ziehen Konsequenzen
"Der Anteil an geklauten Blumen liegt bei mir zwischen 20 und 50 Prozent. Und irgendwann kommt dann der Punkt, an dem sich das, neben anderen Faktoren, wie schärfere Richtlinien zu Pflanzenschutzmitteln, nicht mehr rentiert", so Behrens. Er hat reagiert: Von ehemals 14 Blumenfeldern zum Selbstpflücken ist in diesem Jahr nur ein einziges am Rand von Peine-Dungelbeck geblieben - nicht weit entfernt vom privaten Wohnhaus des Landwirts. Direkt vor seinem Haus bietet Behrens in einem Selbstbedienungsstand zusätzlich eigene Kartoffeln an. Auch die wurden schon geklaut. Für die drei Euro teuren Kartoffelsäcke landete entweder zu wenig oder gar kein Geld in der Vertrauenskasse. Oder die Kasse selbst wurde mit Gewalt geöffnet.
Polizei stellt Verfahren gegen Diebe ein - wegen Geringfügigkeit
Um sich vor Diebstahl zu schützen, hat der Landwirt nicht nur seine Metallkassen robuster gestaltet: "Wir legen uns hin und wieder auch auf die Lauer, hinter der Mauer vor unserem Wohnhaus. Von dort aus beobachten wir die Kunden am Kartoffelstand. Werfen sie zu wenig Geld in die Kasse, stellen wir sie zur Rede." Auch Anzeigen hat Behrens bei der Polizei schon erstattet. Doch die Verfahren seien wegen Geringfügigkeit häufig eingestellt worden.
Felder müssen wegen Diebstählen schließen
Auch bei Carsten Lahmann aus der Nähe von Burgdorf (Region Hannover) ist es ähnlich. Er warb viele Jahre mit "Niedersachsens größtem Sommerblumenfeld zum Selbstpflücken". Vor drei Jahren war dann Schluss. Bei ihm seien am Ende 80 Prozent der Blumen nicht bezahlt worden - sowohl von Privatpersonen als auch von Floristen. Statt auf Metall- hätte er zuletzt sogar auf Betonkassen gesetzt, um Diebe abzuschrecken.
Auch Erdbeeren beliebtes Diebesgut
Für Kameras und Bewegungsmelder mit Lichtstrahlern hat sich Henning Peyers in diesem Jahr entschieden. Er bewirtschaftet zwei Erdbeerfelder zum Selbstpflücken, ebenfalls in Peine-Dungelbeck. An seinen eingezäunten Feldern stehen Verkaufsstände, die von Mitarbeitern besetzt sind - doch nur tagsüber. "Drei bis vier Mal haben wir in diesem Jahr schon Leute erwischt, die abends außerhalb unserer Öffnungszeiten auf dem Feld Erdbeeren gepflückt haben. Letztlich ist da kein Zaun stabil genug. Wenn jemand aufs Feld will, dann schafft er das."
Diebe auf Feldern: Landesweit keine Einzelfälle
Auch das Landvolk Niedersachsen geht von zunehmend mehr Fällen aus. Zwar führe man keine Statistik, so Sprecherin Sonja Markgraf, aber höre immer häufiger von betroffenen Landwirten in ganz Niedersachsen. "Leider müssen wir feststellen, dass je näher die Felder der Betriebe an Autobahnen und Bundesstraßen sind, desto häufiger sind sie Ziele von Dieben." Carsten Behrens und Henning Peyers in Peine-Dungelbeck bieten trotzdem weiter Blumen und Erdbeeren zum Selbstpflücken an. "Ein bisschen Geld bleibt ja zum Glück trotzdem hängen. Und wir hatten auch schon kleine 'Danke'-Zettelchen von unseren ehrlichen Kunden in der Kasse. Das motiviert weiterzumachen."