Der Wohnblock an der Groner Landstraße in Göttingen. © NDR Foto: Wieland Gabcke

Corona-Abriegelung: Keine Prozesskostenhilfe für Hochhaus-Bewohner

Stand: 25.06.2024 20:58 Uhr

Die Bewohner eines Wohnblocks in Göttingen erhalten keine Prozesskostenhilfe bei ihrer Klage auf Schmerzensgeld. Während der Corona-Pandemie war der Komplex von den Behörden abgeriegelt worden.

Nach Ansicht des Oberlandesgerichts Braunschweig (OLG) hat die Klage keine Aussicht auf Erfolg. Den Bewohnerinnen und Bewohnern stehe weder aufgrund der Absonderungsverfügung noch wegen der Absperrung ein Anspruch auf Schmerzensgeld zu, hieß es vom OLG am Dienstag. Damit bestätigte das höchste Gericht in Braunschweig ein Urteil des Landgerichts Göttingen. Dieses hatte die Bewilligung von Prozesskostenhilfe wegen fehlender Erfolgsaussichten ebenfalls abgelehnt. Die Bewohnerinnen und Bewohner können die Klage dennoch weiterverfolgen - müssen die Kosten aber selbst tragen.

Quarantäne-Verfügung war laut OLG rechtens

Als Begründung für die Entscheidung nannte das OLG am Dienstag, dass die Stadt Göttingen zum damaligen Zeitpunkt die Quarantäne-Verfügung rechtmäßig zum Schutz der Bevölkerung erlassen habe. Es sei eine starke Ausbreitung des Coronavirus in dem Gebäude befürchtet worden, weshalb die individuellen Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner zurücktreten mussten.

Stadt Göttingen stellte Wohnkomplex unter Quarantäne

Die Stadt Göttingen hatte in der Corona-Pandemie im Juni 2020 den Wohnblock unter Quarantäne gestellt. Durch eine sogenannte Absonderungsverfügung untersagte die Stadt den rund 700 Bewohnerinnen und Bewohnern des Gebäudes, sieben Tage ihre Wohnungen zu verlassen. Im November vergangenen Jahres hatte das Verwaltungsgericht Göttingen die Abriegelung für rechtswidrig erklärt. Daraufhin haben rund 200 Personen eine Sammelklage wegen Freiheitsentziehung und der Verletzung ihres Persönlichkeitsrechts eingereicht. Gleichzeitig beantragten sie Prozesskostenhilfe.

Weitere Informationen
Wohnkomplex in Göttingen. Hier findet ein Polizeieinsatz statt. © NDR

Massive Kritik nach großem Polizeieinsatz in Brennpunkt-Hochhaus

In Begleitung Hunderter Polizisten hat die Stadt Göttingen den Wohnblock begutachtet. Die SPD spricht von "pauschaler Diskriminierung". (12.04.2024) mehr

An dem Fenster eines unter Quarantäne gestellten Wohnhauses hängt eine Plakat mit der Aufschrift "Wir sind auch Mensch". © picture alliance/dpa Foto: Swen Pförtner

Corona-Abriegelung: Hochhaus-Bewohner reichen Sammelklage ein

Mehr als 200 Menschen wollen die Stadt Göttingen auf Schmerzensgeld in Höhe von mehr als 880.000 Euro verklagen. (04.01.2024) mehr

Außenansicht von einem unter Quarantäne gestellten Wohnhaus. Die Stadtverwaltung hatte im Sommer 2020 einen ganzen Wohnkomplex zur Eindämmung des Coronavirus an der Groner Landstraße in Quarantäne gestellt. © picture alliance/dpa Foto: Swen Pförtner

Urteil: Corona-Abriegelung von Göttinger Wohnblock war rechtswidrig

Für die Maßnahme fehlte die Rechtsgrundlage, entschied das Verwaltungsgericht in Göttingen. Bewohner hatten geklagt. (01.12.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 26.06.2024 | 06:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Eine Seniorin telefoniert mit einem schnurlosen Festnetztelefon. © picture alliance/dpa Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Schockanruf bei 83-Jähriger: Mindestens 100.000 Euro Schaden

Die Masche: Ein Angehöriger habe einen tödlichen Unfall verursacht. Die Frau aus Wolfenbüttel solle eine Kaution zahlen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen