Bus statt Auto: Harz-Touristen sollen auf ÖPNV umsteigen
Geht es nach dem Landkreis Goslar, sollen Übernachtungsgäste im Harz künftig häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen und das Auto bewusst stehen oder ganz zuhause lassen. Bisher tun es nur wenige.
Der Bus von Bad Harzburg nach St. Andreasberg ist auch an einem Dienstagmorgen gut besetzt. An Bord sind einige Einheimische auf dem Weg zur Arbeit - und Johanna Range mit drei Freundinnen. "Wir sind heute Morgen erst mit dem Zug von Hildesheim nach Bad Harzburg gefahren. Und jetzt weiter mit dem Bus." Die Gruppe steigt in Torfhaus aus und will auf den Brocken wandern.
Auto bei Anreise oft bequemer als Bus und Bahn
Patrick Lindemann und seine Freundin aus dem Emsland haben den gleichen Plan. Doch sind sie mit dem Auto in den Harz gereist. "Wir haben eine Ferienwohnung mitten im Wald gemietet und deshalb viel Gepäck dabei. Da ist das Auto doch praktischer als der Bus." Während sie wandern, steht ihr Auto auf dem Großparkplatz in Torfhaus. Genau dieser ist vor allem an schneereichen Wintertagen oft stark überfüllt, ebenso wie die Zufahrten.
Autos verursachen Verkehrschaos im Harz
"Die Parkplätze im Oberharz sind gar nicht auf so viele Autos ausgelegt, wie hier in den Harz kommen", sagt Marieke Düber vom Landkreis Goslar. Deshalb wolle man vor allem Übernachtungstouristen bringen, auf Busse umzusteigen: "Einerseits ist die Nutzung des ÖPNV klimaschonender als der Individualverkehr. Auf der anderen Seite vermeiden wir so auch das Verkehrschaos."
Experten haben aktuellen ÖPNV-Zustand im Harz untersucht
Wie attraktiv das bisherige ÖPNV-Angebot im Harz ist und was verbessert werden muss, hat der Landkreis Goslar von Verkehrsexperten untersuchen lassen. Geprüft wurde unter anderem, wie gut und schnell die beliebten Städte im Harz von anderen deutschen Städten aus erreichbar sind. Ein Beispiel: Von Frankfurt kommt man mit Bus und Bahn fast genauso schnell nach Braunlage wie mit dem Auto. Anders sieht es aus für Gäste aus Dresden - die brauchen fast doppelt so lange. Teile des bisherigen Liniennetzes wurden positiv bewertet - ebenso, dass viele Harz-Attraktion wie das Fahrgastschiff auf der Okertalsperre gut mit Bussen erreichbar seien. Negativ bewertet wurden fehlende Informationen an vielen Bushaltestellen.
ÖPNV attraktiver machen für Touristen und Einheimische
Um den ÖPNV im Harz attraktiv zu machen, hat der Landkreis Goslar schon vor vier Jahren das "HATIX"-Ticket eingeführt. Finanziert über Einnahmen der Kurtaxe, können Übernachtungsgäste kostenfrei die Busse auch weit über den Landkreis hinaus nutzen. "Allein im vergangenen Jahr wurde das HATIX-Ticket 200.000 Mal genutzt. Wir sehen das als Erfolg und wollen das Ticket auch 2024 weiter anbieten", sagt Marieke Düber. Von den Bemühungen um einen guten öffentlichen Nahverkehr würden auch Einheimische profitieren, sagt sie.
Kritik: Günstiges Angebot für Tagesausflügler fehlt
Kritik kommt von Verkehrsexperten. Das "HATIX"-Ticket sei ein Angebot ausschließlich für Übernachtungsgäste. Ein attraktives und kostengünstiges ÖPNV-Angebot für Tagestouristen gebe es bisher nicht. Gegenüber dem Deutschlandticket unterscheidet sich das HATIX-Ticket durch die Zielgruppe, so eine Sprecherin des Regionalverbands Braunschweig. Das HATIX-Ticket sei ein rein touristisches Angebot, das Deutschlandticket werde dagegen vor allem von Pendlern genutzt. Es sei neben ausländischen Gästen vor allem für Touristen aus Deutschland attraktiv, die kein Deutschlandticket haben.