80 Jahre nach dem Hitler-Attentat: Gedenken auch im Harz
20. Juli 1944: Am Samstag hat sich das Attentat auf Adolf Hitler gejährt. Auch die Kinder der Beteiligten sollten dafür büßen und wurden nach Bad Sachsa verschleppt. Dort erinnert eine Ausstellung an ihr Schicksal.
Vor 80 Jahren wurden die 44 Kinder in Bad Sachsa (Landkreis Göttingen) unter falschen Namen in einem Kinderheim untergebracht. Sie waren im Alter von einem Monat bis zu 15 Jahren. Weil in ihnen laut Reichsinnenminister Heinrich Himmler "Verräterblut" gewesen sei, sollten sie neue Identitäten erhalten, in Adoptivfamilien geschickt werden und komplett umerzogen werden. Seit 2016 gibt es in der Gemeinde Bad Sachsa im Landkreis Göttingen die Dauerausstellung "Kinder des 20. Juli", die sich der Schicksale der in "Sippenhaft" genommenen Familienmitglieder annimmt. Bald soll in Bad Sachsa auch eine Gedenkstätte errichtet werden - allerdings ist die Finanzierung noch unklar.
Für Gedenkstätte fehlt noch das Geld
Die historischen Gebäude, in denen die Kinder untergebracht wurden, stehen noch. In einem der Gebäude soll die Gedenkstätte errichtet werden. Der Bund würde das zur Hälfte mit etwa einer Million Euro finanzieren. Bad Sachsa hat allerdings nicht die Mittel, um die restliche Summe dafür aufzubringen, heißt es vom Bürgermeister Daniel Quade (FDP). Um eine Gedenkstätte zu errichten, fehlen der Stadt demnach noch rund 830.000 Euro. Wegen eines Wasserschadens ist die Ausstellung derzeit geschlossen. In den nächsten vier Wochen soll die Ausstellung jedoch wieder eröffnet werden.
Hitlers Rache für das Attentat
Der Umsturzversuch der Gruppe um Graf Schenk von Staufenberg scheiterte im Jahr 1944. Die Beteiligten wurden hingerichtet und ihre Angehörigen in "Sippenhaftung" genommen. Zwischen August und September 1944 brachten die Nazis die Kinder der Widerstandskämpfer nach Bad Sachsa. Ab Mitte Februar 1945 wurden nur noch 18 von ihnen festgehalten - die Nazis hatten die meisten bereits wieder nach Hause entlassen. Die verbliebenen Kinder entgingen wenige Wochen später nur knapp dem Tod: Sie sollten kurz vor Kriegsende, am 3. April 1945, mit dem Zug ins KZ Buchenwald gebracht werden. Doch ein Bombenangriff zerstörte in der Nacht zuvor den Bahnhof - statt ins Konzentrationslager kamen die Kinder zurück nach Bad Sachsa.
Kinder werden von Amerikanern gerettet
Kurz danach besetzen die Amerikaner den Ort und setzen den Sozialdemokraten Willy Müller als kommissarischen Bürgermeister ein. Er stellte die Kinder unter seinen persönlichen Schutz. Der Tagebucheintragung eines der Kinder zufolge sagt er wörtlich: "Und jetzt heißt ihr wieder so wie früher. Ihr braucht euch eurer Namen und Väter nicht zu schämen, denn sie waren Helden."