Historisches Projekt in Bad Sachsa erhält Millionenförderung
Das Gedenkstättenprojekt "Kinder des 20. Juli" in Bad Sachsa erzählt die Geschichte der Familien der Widerstandskämpfer nach dem Hitler-Attentat im Juli 1944. Nun wird es mit mehr als einer Million Euro gefördert.
Das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 um Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg jährt sich im kommenden Jahr zum 80. Mal. Über die Folgen des Attentats für die Familienangehörigen der Widerstandskämpfer ist in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Seit 2016 befindet sich in der Gemeinde Bad Sachsa im Landkreis Göttingen die Dauerausstellung "Kinder des 20. Juli", die sich der Schicksale der in Sippenhaft genommenen Familienmitglieder annimmt.
Gestapo stürmt 1944 Kinderheim in Bad Sachsa
Das Kinderheim "Bremen" im Borntal in Bad Sachsa wurde im Sommer 1944 von der Gestapo gestürmt und alle dort lebenden Kinder und Jugendlichen auf die Straße gesetzt. Daraufhin wurden vier Häuser für die 200 Kinder der Widerstandskämpfer vorbereitet, von denen am Ende nur 46 nach Bad Sachsa kommen sollten. Zu diesen zählten auch die Kinder von Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Das Kinderheim in Bad Sachsa geriet wegen seiner Lage innerhalb des Sperrkreises Mittelwerk, in dem die Gestapo besondere Vollmachten innehatte, in den Fokus der Planungen. Häufig folgte eine Trennung der Kinder von ihren Geschwistern. Sie wurden ihrer Identität beraubt und dazu gezwungen, ihre Klarnamen abzulegen. Es war allen verboten, den alten Namen zu nennen oder über die Vergangenheit zu reden.
Bombenangriff rettet Kindern das Leben
Das reichte der NS-Führung allerdings nicht aus, weshalb man sich dazu entschied, die Kinder im Konzentrationslager Buchenwald ermorden zu lassen. Nur ein alliierter Bombenangriff verhinderte die Verlegung dorthin und sicherte den Kindern das Überleben. Kurze Zeit später wurden die Kinder vom kommissarischen Bürgermeister unter persönlichen Schutz gestellt, nachdem die Amerikaner Bad Sachsa besetzt hatten.
Bund fördert Gedenkstätte mit mehr als einer Million Euro
Die historischen Gebäude, in denen die Kinder untergebracht wurden, stehen noch. Zurzeit wird auf dem Gelände eine Feriendorfanlage errichtet. Die Stadt Bad Sachsa hat nun vor, eines der Gebäude zu erwerben. Möglich werden könnte das durch das Förderprogramm "KulturInvest 2023" des Bundes. Bad Sachsa erhält aus dem Förderprogramm, das unter anderem zur Modernisierung, Sanierung, Restaurierung und dem Um- oder Neubau von kulturellen Einrichtungen vorgesehen ist, 1.130.000 Euro für ihr Gedenkstättenprojekt.
Förderung vom Bund reicht nicht aus
Allerdings würde diese Summe nur die Hälfte der anfallenden Kosten decken und weitere Gelder sind zur Finanzierung notwendig. Bürgermeister Daniel Quade (FDP) hofft deshalb auch auf eine Förderung durch die niedersächsische Landesregierung. Eine abschließende Antwort steht noch aus. Geplant sind die Errichtung eines Museums in einem der historischen Gebäude sowie eine Gedenkstätte mit einem "Platz der Erinnerung", einem "Baum der Hoffnung" und einem Buchladen. Die Dauerausstellung soll ebenfalls erneuert und erweitert werden. Das historische Gebäude möchten die Planer in den Zustand vor 1945 zurückbauen und denkmalpflegerisch sanieren. Neben dem Altbau soll ein Neubau mit einem langen Durchgang als Verbindung der beiden Gebäude entstehen und den Kontrast von Gegenwart und Vergangenheit symbolisieren.