Wölfe: Wie Niedersachsen Abschuss-Gebiete ausweisen will
In bestimmten Regionen von Niedersachsen sollen gefährliche Wölfe künftig schneller abgeschossen werden. Die Landesregierung hat am Montag erklärt, wie diese Gebiete festgelegt werden.
MT6, auch "Kurti" genannt, war der erste Wolf, der offiziell zum Abschuss freigegeben worden war. Am 27. April 2016 war es dann so weit: Ein Scharfschütze erlegte ihn im Heidekreis. Insgesamt hat es seitdem acht offiziell genehmigte Wolfsabschüsse in Niedersachsen gegeben. Zuletzt wurde im Oktober 2023 ein Wolf nahe Uetze in der Region Hannover erschossen. Mit neuen Regeln könnte es künftig mehr Wolfsabschüsse geben.
Schnelle Wolfsabschüsse in "Grauen Gebieten"
Der Bund hatte im Herbst ein neues Schnellabschussverfahren auf den Weg gebracht. Das Land Niedersachsen will diese Pläne nun in eine Verordnung gießen. Darin soll eine Gebietskulisse mit Regionen ausgewiesen werden, in denen Wölfe schneller und leichter abgeschossen werden können. Diese Regionen sollen "Graue Gebiete" genannt werden. Die Verordnung muss in den nächsten Monaten erarbeitet und mit den Verbänden abgestimmt werden. Laut Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) soll sie dann im Sommer in Kraft treten.
Wie werden Gebiete mit "erhöhtem Rissaufkommen" ausgewiesen?
Nach folgenden Regeln sollen sogenannte Gebiete mit "erhöhtem Rissaufkommen" ausgewiesen werden:
- Vier Nutztierrisse mit Überwinden des Herdenschutzes in neun Monaten oder
- Drei Nutztierrisse mit Überwinden des Herdenschutzes in sechs Monaten
Überwindet in einer solchen Region ein Wolf den Herdenschutz ein weiteres Mal und reißt ein Nutztier, können Wölfe geschossen werden - drei Wochen im Umkreis von 1.000 Meter um die betroffene Weide.
Erste Schnellabschüsse schon bald in Deichregionen?
Laut Umweltminister Meyer ist der gute Erhaltungszustand des Wolfes in großen Teilen Niedersachsens erreicht. "Schnellabschüsse von Wölfen können schon erfolgen - ohne Rechtsänderung des Bundesnaturschutzgesetzes." Bevor die offizielle Verordnung im Sommer in Kraft tritt, will das Land schon bald mit Probeabschüssen starten, erste Gebiete sollen festgelegt werden. Meyer sieht dafür unter anderem den Küstenbereich vor. So habe es im Bereich Cuxhaven in den letzten neun Monaten entsprechende Vorfälle gegeben. Die Landesregierung will sich anfangs vor allem auf Deichregionen und Gebiete mit viel Rinderhaltung konzentrieren.
Landvolk: Nicht nur Einzeltiere abschießen
Das Landvolk Niedersachsen ist vorsichtig optimistisch. Vize-Präsident Jörn Ehlers sieht es als Verbesserung, dass nun nicht mehr Wölfe per DNA-Nachweis identifiziert werden müssen. Er fordert, im konkreten Fall nicht nur Einzeltiere abzuschießen, sondern auch ganze Rudel zu entnehmen. Die Landesjägerschaft sieht noch viele offene Fragen. Zum Beispiel wie schnell die Abschüsse dann wirklich genehmigt werden. Der Naturschutzbund (NABU) lehnt es grundsätzlich ab, Wölfe abzuschießen. Herdenschutz sei der Schlüssel zum Erfolg.
Kritik: CDU spricht von Verzögerungstaktik
Die Opposition im Landtag kritisiert Umweltminister Meyer für sein Vorhaben. Die CDU spricht von Verzögerungstaktik und fordert den "großen Wurf bei der Lösung der Wolfsproblematik". Von der AfD-Fraktion heißt es, der Schnellabschuss sei jetzt schon möglich, von einem solchen Fall sei aber bisher nichts bekannt. Der politische Wille sei schlichtweg nicht erkennbar.