Windparks: Studie rechnet mit Millionen-Erlösen für Kommunen
Mehr und neue Windparks sollen die Energiewende vorantreiben. Nicht überall stoßen die Anlagen auf Akzeptanz. Eine neue Studie zeigt aber: Neue Windparks bringen viel Geld in die Landkreis-Kassen.
Die Studie im Auftrag des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) hat beispielhaft den Landkreis Rotenburg/Wümme in den Blick genommen. Dort sollen in den kommenden Jahren besonders viele Windräder gebaut werden. Landrat Marco Prietz (CDU) rechnet mit 700 bis 800 Windrädern, die sich in einigen Jahren in seinem Landkreis drehen werden. Man werde künftig von jedem Punkt im Landreis ein Windrad sehen, sagte Prietz NDR Niedersachsen. "Diese Windräder werden viel Strom erzeugen. Mit diesem Strom lässt sich natürlich auch Geld verdienen", so Prietz. "Und unser Ziel ist, dass möglichst viel von diesem Geld im Landkreis Rotenburg bleibt."
Geld für die Kommune, Aufträge für Unternehmen
Die Studie des Branchenverbands LEE kommt zu dem Ergebnis, dass jedes Windrad während seiner Lebensdauer von 20 Jahren rechnerisch bis zu zwei Millionen Euro an Einnahmen für die öffentlichen Kassen vor Ort generieren kann - zum Beispiel durch Gebühren, Gewerbesteuern oder auch durch die geplante Akzeptanz-Abgabe für die Gemeinden. Auch die heimische Wirtschaft profitiert laut der Untersuchung. Zwar bekämen die großen überregionalen Windparkbetreiber und Bauunternehmen die größten Stücke vom Wertschöpfungs-Kuchen. Aber: Lokale Firmen könnten etwa Aufträge für den Wegebau, den Netzanschluss und Erdarbeiten erhalten. Auch Landwirte profitierten, wenn sie ihre Flächen verpachten - macht pro Windrad rechnerisch weitere vier Millionen Euro, die über 20 Jahre in der Wirtschaft vor Ort bleiben könnten.
Allein bis zu 1,1 Milliarden Euro im Landkreis Rotenburg
Unterm Strich erwarten die Autoren der Studie, dass durch die neuen Windparks bis zum Jahr 2040 insgesamt bis zu 1,1 Milliarden Euro im Landkreis Rotenburg hängenbleiben - vor allem der Landkreis und die Gemeinden würden also profitieren. Die genaue Wertschöpfung hänge davon ab, wie viel Strom die Windräder erzeugen. Auch wenn sich die Berechnungen aus dem Landkreis Rotenburg nicht auf alle Kommunen übertragen lassen, betont LEE-Referentin Tomke Menger: "Der Ausbau der Windenergie wird oft als Belastung dargestellt. Je schneller der Ausbau geschieht, desto eher machen sich jedoch die positiven Effekte für Wirtschaft und Kommunalhaushalt bemerkbar."
Landrat: "Kommunen brauchen Einnahmequellen"
Das Geld aus der Windkraft werde für die Kommunen immer wichtiger, betont auch Landrat Marco Prietz. "In vielen Gemeinden ist es schwierig, die Freiwillige Feuerwehr dauerhaft zu unterhalten, der Kita-Ausbau ist ein Riesenthema, die Ganztagsschulen belasten die Kommunen massiv", sagt Prietz. "Und für all diese Aufgaben braucht eine Kommune Einnahmequellen."
Städte- und Gemeindebund verlangt verbindliche Regeln
Der niedersächsische Städte- und Gemeindebund fordert angesichts der Studie schnell verbindliche Vorgaben für die Windpark-Betreiber - damit Wirtschaft und Kommunen auch tatsächlich wie berechnet profitieren. Verbandspräsident Marco Trips verweist auf die Akzeptanz-Abgabe, die die Kommunen abhängig vom erzeugten Windstrom erhalten sollen. "Die Pflichtzahlung an die Gemeinden ist der Schlüssel, um die kommunale Wertschöpfungsbeteiligung auch rechtlich durchsetzen zu können", so Trips.
NABU verweist auf Arten- und Naturschutz
Der Naturschutzbund in Niedersachsen warnt davor, den Fokus zu sehr aufs Finanzielle zu richten. "Derzeit wird überall in Niedersachsen nach möglichen Standorten für Windkraftanlagen gesucht - und Arten- und Naturschutzbelange spielen derzeit überhaupt keine Rolle", bemängelt NABU-Landesschef Holger Buschmann.