Wildkatzen: Bestände in Niedersachsen erholen sich weiter

Stand: 20.06.2023 13:03 Uhr

Um 1900 galt die Wildkatze in vielen Teilen Deutschlands als ausgestorben, inzwischen haben sich die Bestände in Niedersachsen erholt. Vermeintlich elternlose Tiere sollten nicht ohne Not aus dem Wald mitgenommen werden.

von Anja Schlegel

Trotz Jagd, schrumpfender Lebensräume und Krankheiten haben in Niedersachsen einzelne Wildkatzen im Harz und im Solling überlebt. Und seit die Art unter Schutz steht, leben im Land wieder deutlich mehr Tiere: Mittlerweile streifen rund 800 Wildkatzen durch Niedersachsens Wälder und erobern sich immer mehr Lebensräume zurück. Das Projekt "Wildkatzenwälder von morgen" des BUND will die Wiederausbreitung der Wildkatze weiter fördern. Das Ziel: Wälder und angrenzendes Grünland so zu gestalten, dass artenreiche, klimarobuste Wälder entstehen können, in denen sich Wildkatzen wohlfühlen. Die Tiere brauchen laut BUND große struktur- und totholzreiche Waldgebiete mit geeigneten Verstecken für die Aufzucht der Jungtiere und gute Jagdbedingungen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesumweltministerium (BMUV) mit rund 6,9 Millionen Euro.

Nicht verwandt: Hauskatze und Wildkatze

Anders als zum Beispiel beim Hund, der vom Wolf abstammt, sind unsere Hauskatzen und die europäische Wildkatze nicht verwandt. Unsere Hauskatzen kamen mit den Römern zu uns. Sie stammen von der Nubischen Falbkatze ab, die schon im alten Ägypten mit Menschen zusammenlebte. Die Wildkatze in unseren Wäldern war schon lange Zeit vorher da. Knochenfunden nach zu urteilen ist die Europäische Wildkatze seit 300.000 Jahren bei uns heimisch, also lange bevor die ersten Römer die Hauskatze über die Alpen brachten. Auch wenn man die Wildkatze auf den ersten Blick mit einer normalen Hauskatze verwechseln kann: Sie ist extrem scheu und meidet die Nähe von Menschen.

Verwechslungsgefahr bei Jungtieren

Draußen in der Natur ist es nicht leicht, eine Katze als Wildkatze zu erkennen, besonders schwierig wird es bei jungen Wildkatzen. Ihr Fell ist in den ersten Lebensmonaten noch deutlich getigert, das erhöht zusätzlich die Verwechslungsgefahr mit Hauskatzen. Aus diesem Grund werden in jedem Frühjahr kleine Wildkatzen in Tierarztpraxen oder Tierheimen abgegeben, weil Menschen sie für ausgesetzte Hauskatzen halten und mitnehmen. Eine fatale Verwechslung - für die kleinen Wildkatzen ist die "Entführung" aus dem Wald purer Stress. Sie von Menschenhand aufzuziehen, ist nicht einfach, denn sie sind aggressiv und wehrhaft.

Wer kleine Katzen im Wald sieht, sollte daher die Situation am besten eine Weile beobachten und nur dann eingreifen, wenn die Tiere deutlich erkennbar geschwächt oder verletzt sind. Nur in diesem Fall sollten die Tiere bei einer der 17 niedersächsischen Betreuungsstationen für Wildtiere abgegeben werden.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 19.06.2023 | 19:30 Uhr

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