Wie viel Blei haben Kinder im Blut? Neue Studie im Kreis Goslar

Stand: 07.09.2023 17:05 Uhr

Der Landkreis Goslar untersucht die Blei- und Cadmium-Belastung von Kindern. Rund 1.200 Schulanfänger können sich demnächst testen lassen. Bei einer ersten Studie 2021 wurden erhöhte Werte gefunden.

Damals wurden ebenfalls Grundschulkinder auf Blei und Cadmium getestet. Das Ergebnis: Der Bleiwert lag bei 48 Prozent der untersuchten Grundschulkinder in den Ortschaften Oker (Stadt Goslar) und Harlingerode (Bad Harzburg) über dem bundesweiten Referenzwert. Im Fall von Cadmium waren bei drei Prozent der getesteten Kinder die Werte zu hoch. Dort sind nach wie vor viele metallverarbeitende Betreibe ansässig. Im Herbst 2021 hatten 89 Grundschüler und 124 Erwachsene an der Untersuchung teilgenommen.

Größte Studie ihrer Art im Landkreis Goslar

Jetzt sind rund 1.200 angehende Grundschülerinnen und -schüler aus dem gesamten Goslarer Kreisgebiet eingeladen, in den kommenden zehn Monaten freiwillig an den Untersuchungen für den zweiten Teil des umweltmedizinischen Gutachtens teilzunehmen, teilte der Landkreis am Donnerstag mit. Die sogenannte BLENCA2-Studie sei die größte derartige Untersuchung in der Geschichte des Landkreises. Mit ihr soll nach Angaben der Behörden in Erfahrung gebracht werden, wie die Kinder aus dem Kreisgebiet besser vor Blei geschützt werden können. Mit den Untersuchungen seien erneut Forscherinnen und Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) beauftragt worden.

Landrat macht sich für die Untersuchung stark

Der Landkreis weist ausdrücklich darauf hin, dass die Teilnahme an der Studie kein verpflichtender Bestandteil der Schuleingangsuntersuchung ist. Landrat Alexander Saipa (SPD) wirbt in einer Mitteilung dafür, das Angebot für Kinder in Anspruch zu nehmen: "Mit der ersten Studie haben wir einiges über die Blei- und Cadmiumbelastung der in Oker und Harlingerode lebenden Kinder herausfinden können. Mit der kreisweiten Untersuchung wollen wir unsere Erkenntnisse nun noch erweitern und analysieren, wie umfangreich mögliche Umweltbelastungen in unserem Landkreis sind und ob es dabei auch lokale Unterschiede gibt."

Bleieintrag durch Bergbau und Verhüttung

Warum die Schwermetallbelastung in der Region Goslar offenbar höher ist als an anderen Orten, darüber kann nur spekuliert werden. Wahrscheinlich haben jahrhundertelanger Bergbau und die Verhüttung im Harz Schwermetalle in der Umwelt hinterlassen. Aber vielleicht seien in manchen Häusern auch noch Bleileitungen verbaut. Die Möglichkeiten, Blei aufzunehmen, seien vielfältig, sagte Maximilian Strache, Sprecher der Stadt Goslar.

Blei kann die Hirnfunktion schädigen, Cadmium greift die Nieren an. Umweltverbände und Goslarer Bürger fordern deshalb schon seit Jahren eine Studie zur Schwermetallbelastung in der Region.

Weitere Informationen
Eine Person hält eine Blutprobe in der Hand © picture alliance / empics

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Der Landkreis will alle Grundschulkinder untersuchen lassen. Sie könnten besonders mit Cadmium und Blei belastet sein. (28.03.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 07.09.2023 | 18:00 Uhr

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