Wie sieht das Leben in der Metropolregion Hamburg 2045 aus?
Mehr Schienennetze, kompaktes Wohnen und Unternehmenszentralen auch vor den Stadttoren Hamburgs - das sind einige Punkte aus dem neuen Leitfaden für die Metropolregion Hamburg.
Alle Wege führen nach Hamburg - das ist der Status quo in der Metropolregion Hamburg. Um langfristig ein attraktiver Wirtschaftsstandort und Lebensraum zu bleiben, müsste sich das ändern. Das geht aus dem neuen Leitfaden der Metropolregion Hamburg hervor, der am Donnerstag vor 200 Experten aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern in Lüneburg vorgestellt wurde. Das "Räumliche Leitbild" befasst sich mit den vier Bereichen Mobilität, Wohnen, Wirtschaft und Naturschutz.
Eine Ringbahn rund um Hamburg
Im Bereich Mobilität ist es ein großes Ziel, die Städte rund um Hamburg besser zu vernetzen. Die Vision reicht bis hin zu einer Ringbahn auf Schienen. "Das kann aus unserer Sicht aber auch erst einmal mit Bussen gelöst werden", sagte Matthias Happel von der Planungsagentur Reicher Haase, die gemeinsam mit zwei anderen Planungsbüros das Leitbild ausgearbeitet hat. Was aber in jedem Fall wichtig wäre, sind schnellere Verbindungen auf bereits bestehenden Schienennetzen. "Im Kerngebiet möglichst im 15-Minuten-Takt, darüber hinaus aber mindestens im 30-Minuten-Takt", so Happel. Voraussetzung dafür ist unter anderem der Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke von Buxtehude nach Cuxhaven.
Wohnen, wo der Zug hält
Das Verkehrsnetz soll sich wie eine Blume rund um Hamburg bilden. Und damit ergeben sich auch automatisch Siedlungsgebiete. "Die Menschen sollen und wollen da hinziehen, wo es eine gute Bus- und eine gute Bahn-, aber auch eine gute Straßenanbindung gibt", sagte Stadtplaner Holger Hoffschröer von der Agentur Reicher Haase. In bestehenden Zentren sollen Wohnräume geschaffen werden. "Wir wollen nicht mehr auf die grüne Wiese gehen", so Hoffschröer.
Ein blau-grünes Netz gegen Extremwetter
Der von der Metropolregion Hamburg in Auftrag gegebene Leitfaden denkt auch den Naturschutz mit. Die Planer setzen auf ein blau-grünes Netz, bestehend aus Flüssen, Seen und Landschaften, das als Multitalent fungieren soll. Zur Naherholung, als touristischer Magnet und auch als Schutz vor Extremwetter. Bei Starkregen können Landschaften Siedlungen vor Hochwasser schützen. Zudem ist eine Region mit Flüssen und Seen gut für die Erneuerung des Grundwasserspiegels. Der Leitfaden gibt deshalb vor, dass alle Orte so viel Wasser wie möglich in der Landschaft und im Kreislaufsystem halten müssen.
"Hamburg muss nicht immer die erste Geige spielen"
Um im internationalen Vergleich mithalten zu können, müsse die Metropolregion Hamburg als Wirtschaftsstandort wie in einem Konzert zusammenspielen, sagte Hoffschröer. "Dabei muss nicht Hamburg immer die erste Geige spielen." Es gebe auch viele andere Orte, die ihre lokalen Vorteile strategisch nutzen sollten. In der Region finden sich noch viele Gewerbe- und Industrieflächen, die auch für internationale Unternehmen interessant sein könnten. Die Stadt Hamburg nimmt mit dem Hafen und als Innovationsstandort im Leitfaden natürlich weiter eine zentrale Rolle ein.
Am Ende entscheidet die Politik
Nachdem der Leitfaden in Lüneburg jetzt diskutiert wurde, bekommt er noch einen Feinschliff. Im Mai 2024 sollen die Ziele dann beschlossen werden. Dann liegt es an den politischen Entscheidern in der Region, ihre Projekte im Sinne des Leitfadens umzusetzen. "In den Gremien ist es gut, sich immer wieder auf diese Leitbilder beziehen zu können, die ja gemeinsam auch überregional getragen werden", sagte Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne). Dass alle gemeinsam ein Ziel verfolgen, ist die große Stärke der Metropolregion Hamburg, da sind sich die Teilnehmer der Konferenz in Lüneburg einig. Guido Sempell von der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung fasst es so zusammen: "Wenn man als Metropolregion in Berlin auftaucht, dann ist das ein anderes Gewicht in der Waagschale, als wenn selbst ein Stadtstaat wie Hamburg allein auftaucht."