Wahlthema: So wollen die Parteien den Klimawandel bekämpfen
2021 war der Klimawandel noch eines der entscheidenden Themen zur Bundestagswahl. In diesem Jahr gerät das Klima im Wahlkampf aber in den Hintergrund. Wissenschaftler sind alarmiert. Was sagen die Parteien?
Wenn Henrik Hartmann mit seinen Kollegen vom Julius Kühn-Institut durch den Harz fährt, dann sagt er oft so Dinge wie "Das ist dem Tod geweiht" und zeigt dabei auf einzelne Bäume. Hartmann forscht seit vielen Jahren zur Zukunft des Waldes und merkt längst: Der Klimawandel verändert den Wald so schnell wie noch nie. Längst sind es nicht mehr nur die Fichten, die durch den Borkenkäfer unter Druck geraten. Auch andere Bäume, zum Beispiel die Buche, kommen mit den immer wärmeren Temperaturen nicht mehr klar.
Es geht nicht nur um Bäume
Regelmäßig nimmt Hartmann mit seiner Kollegin Melanie Maraun Bodenproben dort, wo der Wald ausgedünnt ist. Maraun ist Ökologin und zeigt auf eine frisch genommene Probe. "Wenn eben kein Baum mehr dasteht, wird der Boden einfach nasser. Und dadurch ändern sich auch die Bedingungen für Mikroorganismen und auch für Bodentiere. Und das führt letztendlich zu anderen Energieflüssen im Boden und auch zu anderen Zersetzungsraten und somit zu veränderter Nährstoffverfügbarkeit."
Klima kaum Thema im Wahlkampf
Henrik Hartmann und seine Kollegen sind überzeugt: Der Wald wird in wenigen Jahren ganz anders aussehen als heute. Mit neuen Baumarten, anderen Mikroorganismen und Pflanzen. Der Klimawandel habe deutlich stärkere Folgen, als viele es erwarten würden. Dass das Thema dennoch im Wahlkampf kaum eine Rolle spiele, kann Hartmann aber verstehen. "Warum wir weniger über den Klimawandel sprechen und warum das auch weniger thematisiert wird im Wahlkampf, liegt natürlich daran, dass wir andere Sorgen haben. Zum Beispiel wirtschaftliche Sorgen, die viele Leute ganz direkt betreffen und nicht irgendwo in Zukunft, sondern jetzt sofort."
Das sagen die Parteien in ihren Programmen
Die Wissenschaftler aus dem Harz hoffen, dass das Thema Klimawandel spätestens nach der Wahl wieder wichtiger werde. Denn das Waldsterben im Harz könnte längst nur der Anfang sein. In ihren Wahlprogrammen erkennen auch fast alle Parteien - außer der AfD – die Dringlichkeit des Klimawandels. Der Umgang mit dem Problem unterscheidet sich aber.
Die Grünen wollen klimaneutrale Industrie
Die Grünen wollen den Umbau hin zu einer klimaneutralen Industrie fördern. Das Ziel: Deutschland soll bis 2045 CO2-neutral sein - und schon in fünf Jahren vollends ohne Kohlestrom auskommen.
Die SPD will Klimageld
Auch die SPD hält am Ziel fest, bis 2045 klimaneutral zu sein. Um Mehrkosten für Bürgerinnen und Bürger abzufedern, sollen sie durch ein Klimageld entlastet werden.
Die CDU will kein Verbrenner-Verbot
Zwar möchte auch die CDU Deutschland bis 2045 klimaneutral machen, dabei soll das EU-weite Verbrenner-Verbot bei Autos ab 2035 aber gekippt werden.
FDP möchte Klimaziele verschieben
Wie auch die CDU fordert die FDP das Verbrenner-Verbot zu kippen. Die Zielmarke für Klimaneutralität möchten die Liberalen um fünf Jahre auf 2050 verschieben.
AfD glaubt nicht an menschengemachten Klimawandel
Die AfD bestreitet den menschengemachten Klimawandel als wissenschaftlich anerkannte Tatsache und lehnt so auch die Förderung von Solarenergie und Windkraftanlagen ab.
BSW möchte rasche Treibhausgas-Neutralität aufgeben
Das BSW möchte das rasche Ziel der Treibhausgas-Neutralität aufgeben und warnt vor einer Deindustrialisierung.
Linke fordert: Reiche sollen Klimaschutz bezahlen
Die Linkspartei fordert ein Klimageld für Bürgerinnen und Bürger. Die Kosten für mehr Klimaschutz sollen laut der Partei Reiche tragen.
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