Vor Weihnachten: Beschäftigte im Einzelhandel im Warnstreik
Ver.di hat für Samstag zum Warnstreik im Einzelhandel in Niedersachsen und Bremen aufgerufen. In Hannover versammelten sich laut Polizei etwa 400 Beschäftigte bei einer Demonstration.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sprach am Samstag von gut 500 Teilnehmenden. Nach einer Kundgebung zog ein Demonstrationszug durch die Innenstadt. Dort wurde den Verkäuferinnen und Verkäufern symbolisch ein roter Teppich ausgerollt. Gewerkschaftssekretär Mizgin Ciftci sagte, der Handel sei die größte Niedriglohnbranche und die Beschäftigten müssten Angst vor Altersarmut haben. Ver.di fordert 2,50 Euro mehr Stundenlohn.
Längere Schlangen in Supermärkten erwartet
Bei den Lebensmittelgeschäften werden laut ver.di auch die Zentrallager bestreikt. Das könne dazu führen, dass Ware gar nicht erst in die Läden geliefert werden könne und Regale spärlicher gefüllt seien. Dass Geschäfte geschlossen bleiben, sei nicht zu erwarten. "Kunden müssen aber damit rechnen, dass es längere Schlangen an der Kasse geben wird", sagte Gewerkschaftssekretär Ciftci vorab. Ziel des Protests sei es nicht, die Kunden zu treffen, sondern die Arbeitgeber, betonte Ciftci: "Wir möchten niemanden ärgern, haben aber keine andere Wahl."
Verband erwartet keinen Durchbruch bei Verhandlungen
Die Arbeitgeberseite hatte im Vorfeld gesagt, dass der Warnstreik sich kaum bemerkbar machen werde. Ein paar Hundert von 330.000 tarifgebundenen Beschäftigten aus ganz Niedersachsen, die auf die Straße gehen, das sei nicht viel, sagte etwa Karin Schindler-Abbes, Hauptgeschäftsführerin des Einzelhandelsverbands Niedersachsen-Bremen. Bei den nächsten Tarifgesprächen am kommenden Donnerstag in Hamburg erwarte keiner ernsthaft einen Durchbruch.
Händler: "Streiks am 23. Dezember sind völlig sinnfrei"
Grund zur Hektik gebe es wegen des Warnstreiks nicht, betonte der Handelsverband. "Wir sind optimistisch, dass die Kunden auch am 23. Dezember ihre Weihnachtseinkäufe ungestört tätigen können", sagte Schindler-Abbes vorab. Nur fünf Prozent der Beschäftigten im Einzelhandel seien in der Gewerkschaft organisiert. Zudem hätten die meisten Kundinnen und Kunden ihre Weihnachtseinkäufe längst abgeschlossen. "Streiks am 23. Dezember sind völlig sinnfrei." Ähnlich gelassen gibt man sich beim Handelsverband Harz-Heide. Geschäftsführer Heinz-Georg Frieling habe stichprobenartig die Lage bei Supermärkten in den Landkreisen Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Harburg sowie im Heidekreis abgefragt und die Rückmeldung bekommen, dass es keine Probleme geben werde - weder bei Waren noch beim Personal.
Tarifverhandlungen laufen seit Mai
Ver.di hatte den Warnstreik Mitte Dezember angekündigt. Rund 330.000 Beschäftigte im Einzelhandel in Niedersachsen wurden seinerzeit aufgerufen, am 23. Dezember die Arbeit niederzulegen. Hintergrund ist der Tarifkonflikt. Der Arbeitgeberverband HDE Niedersachsen und ver.di verhandeln seit Mai über einen neuen Tarifvertrag.