Versorgungslücke bei Abtreibungen in Niedersachsen?
In Niedersachsen gibt es laut Gesundheitsministerium 123 Ärztinnen und Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Die Zahlen schwanken regional stark. Nicht alle sehen darin ein Problem.
Das Gesundheitsministerium hat Niedersachsen hinsichtlich der Ärztinnen und Ärzte, die Abtreibungen durchführen, in acht Versorgungsbereiche unterteilt. Diese umfassen jeweils mehrere Städte und Landkreise. Je nach Region unterscheidet sich das Angebot stark. Die meisten Anlaufstellen haben Schwangere demnach in den Landkreisen Helmstedt, Hildesheim, Peine, Wolfenbüttel sowie den Städten Braunschweig und Salzgitter: Wie in der Grafik zu sehen, führen in diesem Versorgungsbereich insgesamt 30 Ärztinnen und Ärzten Schwangerschaftsabbrüche durch. Im gesamten Bereich 4, der die Landkreise Göttingen, Goslar, Holzminden und Northeim umfasst, gibt es laut Ministerium dagegen mit lediglich sechs Anlaufstellen die wenigsten Möglichkeiten zu einer Abtreibung.
Kritik an Aufbereitung der Daten
Die Landtagsabgeordnete Laura Hopmann (CDU) hatte die Zahlen beim niedersächsischen Gesundheitsministerium angefragt, nachdem sie nach eigenen Angaben Hinweise auf eine lückenhafte Versorgung erhalten hatte. An den Daten kritisiert sie, dass sie nicht nach einzelnen Landkreisen, sondern nach Versorgungsbereichen aufgeschlüsselt sind. "Wir wissen immer noch nicht, ob es womöglich ganze Landkreise ohne entsprechende Versorgung gibt", so die Abgeordnete. Aber auch in der jetzigen Form ließen sich Mängel erkennen, sagte Hopmann. Laut Gesundheitsministerium ist die Zahl der Ärztinnen und Ärzte leicht gestiegen. Sie bewege sich aber seit Jahren auf demselben Niveau, hieß es.
Ministerium: Ziel ist "zumutbarer Weg" zum Arzt
Frauen, die sich für einen Abbruch entscheiden, seien oftmals großem psychischen und sozialen Druck ausgesetzt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Die Zahlen ließen sich nicht objektiv bewerten, da die subjektiv empfundene Versorgungslage schlechter wahrgenommen werden könne als die Werte dies nahe legten, so der Sprecher. Ziel sei, allen Frauen in Niedersachsen einen zumutbaren Weg zum Arzt anbieten zu können. Dass Frauen für eine Abtreibung in benachbarte Bundesländer reisen, liegt laut Ministerium an der zentralen Lage Niedersachsens. Beispielsweise sei der Weg nach Hamburg oder Bremen für manche Frauen kürzer als in die nächste niedersächsische Stadt, hieß es.
Berufsverband für Frauenärzte sieht keine Probleme
Der Berufsverband für Frauenärzte Niedersachsen sieht bei Abtreibungen keine Versorgungsprobleme. "Man darf hier nicht direkt nach Regionen gehen, zumal Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen möchten, gerne in eine andere Stadt reisen, wo sie nicht bekannt sind und damit anonym bleiben können", erklärte der Landesvorsitzende Christian Albring. Auch Behandlungsengpässe seien ihm nicht bekannt.
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