Verbot von Kükentöten: Geflügelwirtschaft fordert Ausweitung
Seit einem Jahr ist das Töten von männlichen Küken in Deutschland verboten. Niedersachsens Geflügelwirtschaft und Foodwatch geht das Verbot aber nicht weit genug.
"Das wird offenbar auch nicht kontrolliert", sagte Andreas Winkler von der Organisation Foodwatch. "Wir haben bei verschiedenen Ministerien und Behörden mal nachgefragt und aus Nordrhein-Westfalen zum Beispiel hieß es, dass mindestens 300.000 männliche Küken ins Ausland gebracht wurden." Eine Brüterei habe angegeben, dass die Tiere dann im Ausland getötet worden seien. Die meisten Tiere allerdings bleiben weiterhin in Deutschland. Einige Brütereien seien auch in Nachbarländer wie die Niederlande oder Polen ausgewandert, wo das Kükentöten nach wie vor legal ist. Dort produzierten sie jetzt.
Niedersächsische Geflügelwirtschaft teilt Kritik
Friedrich-Otto Ripke von der niedersächsischen Geflügelwirtschaft sieht das Gesetz ebenfalls kritisch, solange es nicht auch im Ausland gilt. Dennoch hätten sich viele Betriebe für die sogenannte Bruderhahnmast entschieden. In Niedersachsen stünden demnach rund fünf Millionen Stellplätze zur Mast zur Verfügung. Die Aufzucht bringt aber kein Geld, die eher mageren Hähne landen größtenteils im Tierfutter.
Ripke: Bruderhahnmast weder nachhaltig noch klimafreundlich
Die Geflügelwirtschaft und die Bundesregierung machen sich für eine EU-weite Regelung stark. Diese ist allerdings kurzfristig nicht in Sicht. Darüber hinaus verschärft sich die Lage mit dem nächsten Jahreswechsel. Ab 2024 muss die Geschlechtsbestimmung zur Aussortierung bis vor dem siebten Tag erfolgen. "Dafür haben wir die technischen Verfahren nicht. Und dann zwingt uns der Gesetzgeber vollständig in die Bruderhahnmast, die weder nachhaltig noch klimafreundlich ist", sagte Ripke. Foodwatch appelliert an die Verbraucher, zumindest die Hinweise auf Eiern und Eiprodukten genau zu lesen und keine unkontrollierten Waren zu kaufen.