Trotz Missbrauchsvorwürfen: Bischof Janssen bleibt in Dom-Gruft
Der Leichnam des ehemaligen Bischofs Janssen bleibt in der Gruft im Hildesheimer Dom. Das hat das Bistum am Donnerstag entschieden. Nach Missbrauchsvorwürfen hatten Betroffene eine Umbettung gefordert.
Das Bistum Hildesheim begründet seine Entscheidung damit, dass die Totenruhe der in der Gruft bestatteten Bischöfe gewahrt werden soll. Eine Umbettung könne außerdem als Richterspruch über die Toten verstanden werden - und das wolle das Bistum vermeiden. Stattdessen habe man sich für einen anderen Weg entschieden: Die Gruft soll künftig nicht mehr öffentlich zugänglich sein. Damit werde deutlich, dass sie kein Verehrungsort für ehemalige Bischöfe sei, sondern lediglich eine Grabstätte, teilte das Bistum mit.
Schild soll über Vorwürfe informieren
Verstorbene Bischöfe sollen zudem nicht mehr in der Gruft bestattet werden, sondern auf dem Annenfriedhof zwischen den Kreuzgängen und dem Dom. Ein Schild vor der Gruft soll künftig über die Vorwürfe gegen Heinrich Maria Janssen informieren.
Betroffene kritisieren die Entscheidung
Während der Amtszeit des Bischofs von 1957 bis 1982 soll es sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch im Bistum gegeben haben. Zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Studie, die 2021 veröffentlicht wurde. Dem Bischof selbst werfen fünf Betroffene sexuellen Missbrauch vor. Unter anderem soll er drei Kindern sexuelle Gewalt angetan haben. Der Betroffenenrat Nord kritisiert den Verbleib von Janssen in der Gruft und nennt die Entscheidung "beschämend". Eine wichtige Chance zur tätigen Reue sei vertan worden. Hier ruhe nun ein "Täterbischof" weiterhin unter den Gläubigen, die sich im Dom versammeln. Ein Bischof, "dessen (bisher bekannte) Opfer noch leben und von denen eines schon 2015 eine Umbettung forderte", teilt die Gruppe mit. Auch kritisiert das Gremium, dass die Perspektive von Betroffenen zwar gehört, aber nicht bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt worden sei.