Teurer Strom: Wie Millionen verpulvert werden
Die Energiewende gerät ins Stocken bevor sie überhaupt richtig Fahrt aufgenommen hat. Ob Windkraftanlagen an Land oder Offshore-Parks im Wasser - die Wende will nicht richtig durchstarten. Nach wie vor ruhen viele Hoffnungen vor allem auf dem Offshore-Sektor. Doch das große Ziel, nämlich 10.000 Megawatt bis 2020 aus Windkraftanlagen im Meer zu gewinnen, scheint kaum erreichbar. Der Grund: die verfehlten Planungen der Politik. Es entstehen Windparks vor den Küsten Norddeutschlands, doch dann fehlen die Leitungen, um den kostbaren Ökostrom aus dem Norden in die Industriezentren gen Westen und Süden zu liefern. Andernorts liegen bereits kilometerlange Kabel, doch es ist weit und breit kein Windpark in Sicht.
Abgase statt Energie
Das Missmanagement nimmt bisweilen bizarre Züge an. So ist der erste kommerzielle Offshore-Windpark Riffgat des Oldenburger Energieunternehmens EWE fertig gestellt. 30 Windmühlen stehen in der Nordsee vor Borkum, speisen aber keine Energie ins Netz. Schlimmer noch: Tatsächlich werden sie mit Dieselkraftstoff betrieben, damit sie nicht anfangen zu rosten. Denn Netzbetreiber Tennet hat es nicht geschafft, pünktlich einen Kabelanschluss für den Windpark zu legen. Mehr als 28 Tonnen Weltkriegsmunition mussten auf der Netztrasse bisher geborgen werden und noch ist kein Ende der Bergungsarbeiten abzusehen. Das kostet und dauert. So verschlingt die Anlage nun 22.000 Liter Sprit im Monat, pustet Abgase in die Luft, anstatt Windenergie zu produzieren.
Geld für Strom, den es noch gar nicht gibt
Keine 100 Kilometer per Luftlinie entfernt, steht der nächste Energiewenden-Irrsinn: Der Windpark "Global Tech One" oder zumindest steht schon das Fundament und die Umspannplattform. Ansonsten ragen nur ein paar gelbe Stumpen aus der Nordsee. Eines Tages sollen auch hier die Windmühlen Strom produzieren. Doch das kann dauern. Aber Willi Balz, der größte private Windunternehmer Deutschlands, jubelt schon jetzt über seinen Park: "Das ist genial. Für mich geht da jetzt ein Traum in Erfüllung". In der Tat hat der Unternehmer allen Grund zur Freude, denn auch wenn seine Anlage noch keine einzige Kilowattstunde Strom produziert, hat er gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz (ENGW) schon jetzt Anspruch auf Entschädigung. Bis heute hat Willi Balz bereits 40 Millionen Euro an so genannter Einspeisevergütung für seinen Windpark erhalten.
Da kann es normale Stromkunden kaum wundern, dass der Strompreis seit Jahren nur eine Richtung kennt - und zwar nach oben.