"Tag des Wolfes" in Niedersachsen: Landwirte protestieren
Am "Tag des Wolfes" wollen Niedersachsens Bauern im Netz ihrem Unmut Luft machen. Sie sind gegen eine weitere Ausbreitung der Wölfe, fordern härtere Regeln und Abschüsse.
Niedersachsens Landesbauernverband geht die (Wieder-)Ausbreitung der Wölfe im Land mittlerweile zu weit. Die Tiere hätten "längst jegliche Scheu vor dem Menschen verloren", argumentiert das Landvolk, die Interessensvertretung der Landwirte. Die Wölfe breiteten sich aus und immer öfter komme es zu Begegnungen mit Menschen, schreibt der Verband in einer Mitteilung. Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers verdeutlicht: "Das Zusammentreffen von Mensch und Wolf reicht vom durch das Dorf spazierenden Wolf am Vormittag, vom Wolf am Zaun vor dem Kindergarten bis hin zu Grenzsituationen - wenn Pferde scheuen und Ross und Reiter in Lebensgefahr geraten." Er forderte eine härtere Bestandsregulierung und den Abschuss auffälliger Wölfe.
Bauern protestieren mit Videos gegen Ausbreitung des Wolfes
Aus Sicht vieler Landwirte und Viehhalter ist ihnen der Wolf zu nah auf die Pelle gerückt. Die Aktionen des Landvolks rund um den "Tag des Wolfes" soll Aufmerksamkeit lenken auf die Erfahrungen von Bauern mit dem Wolf. "Dazu haben betroffene Weidetierhalter Videos gedreht, die in den sozialen Medien zum Wochenende hin gespielt werden", sagte Landvolk-Sprecherin Breustedt-Muschalla dem NDR. Auf die Frage, ob ein rein digitaler Protest nicht etwas halbherzig sei, sagte sie, dass es in der Vergangenheit viele Aktionen auf der Straße gab. "Diese werden von der Presse zwar aufgenommen, aber von der Bevölkerung kaum wahrgenommen geschweige denn unterstützt", betonte Breustedt-Muschalla. "Die Videos betroffener Weidetierhalter hingegen erzielen eine größere Reichweite, sodass auch bei diesem Tag des Wolfes dazu aufgerufen wurde, Videos einzureichen und im Netz zu teilen." Diese gehen dann zwischen heute und Sonntag online.
Zahl der wilden Wölfe leicht gestiegen
Die Zahl der wild lebenden Wölfe in Niedersachsen stieg nach Angaben der Landesjägerschaft zu Beginn dieses Jahres leicht an. Ende des ersten Quartals wurden demnach 51 Wolfsterritorien nachgewiesen. 49 waren es im Quartal davor. Damit sind derzeit 46 Wolfsrudel, drei Wolfspaare und zwei Einzelgänger im Land nachgewiesen, wie die Landesjägerschaft weiter berichtete.
Weniger Wolfsrisse - NABU sieht Herdenschutz als Grund
89 Angriffe von Wolf auf Nutztier gab es im ersten Quartal, wie es weiter hieß. Im Vorquartal waren es 128. Das entspricht einem Rückgang um gut 30 Prozent. "Dabei war laut offizieller Schadenstabelle in mehr als 50 Prozent der Fälle nachweislich kein ausreichender Grundschutz vorhanden", teilte der NABU dazu mit. "Es ist zudem bekannt, dass der Grundschutz nur selten Wölfe abhält." Dieser sei aber die Bemessungsrundlage für Entschädigungszahlungen bei Wolfsrissen. Die rückläufigen Zahlen wertete der NABU Niedersachsen als "eindeutigen Beleg dafür, dass adäquat umgesetzte Herdenschutzmaßnahmen zum Schutz vor Nutztierrissen beitragen". Diese sollten auch weiterhin im ganzen Land gefördert werden.
Landvolk: Quartale miteinander zu vergleichen, ist fachlich falsch
Das Landvolk zweifelte die Aussagekraft des Vergleichs an: "Risszahlen von einem zum anderen Quartal zu vergleichen, macht keinen Sinn. Erst der Vergleich über einen längeren Zeitraum oder mit dem Vorjahresquartal ist fachlich korrekt", sagte Sprecherin Silke Breustedt-Muschalla am Donnerstag dem NDR Niedersachsen. "Das Rissverhalten ändert sich im Jahresverlauf in wiederkehrenden Kurven. Das sollte auch der Umweltminister wissen." Vergleicht man das erste Quartal 2022 mit dem von 2023, sieht man den Anstieg: von 74 auf nun 89 Übergriffe.
Drei Wolfstode ungeklärt
Den Angaben der Landesjägerschaft zufolge wurden zudem im ersten Quartal dieses Jahres elf tote Wölfe in Niedersachsen gefunden. Acht kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, in den übrigen Fällen ist die Todesursache unklar.