Eine Lok der Deutschen Bahn DB steht im Hauptbahnhof Hannover. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte
Eine Lok der Deutschen Bahn DB steht im Hauptbahnhof Hannover. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte
Eine Lok der Deutschen Bahn DB steht im Hauptbahnhof Hannover. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte
AUDIO: Bahnstreik: Mahnung zu Verhandlungen und Sorgen der Wirtschaft (3 Min)

Streik der Lokführer: Folgen für Niedersachsens Wirtschaft

Stand: 24.01.2024 14:48 Uhr

Seit Dienstagabend sind Mitarbeitende der Deutschen Bahn (DB) erneut zum Streik aufgerufen. Der Arbeitskampf hat Folgen für die niedersächsische Wirtschaft und löst nun eine Debatte um das Streikrecht aus.

100 Millionen Euro - so viel kostet der Bahnstreik die deutsche Wirtschaft pro Tag, wie das Institut der deutschen Wirtschaft mitteilte. Den niedersächsischen Unternehmerverbänden zufolge lässt sich der genaue wirtschaftliche Schaden in Niedersachsen allerdings schwer beziffern. Eines sei aber klar: Die Wirtschaft leide unter dem Streik.

Arbeitgeberverband fordert Reform des Streikrechts

Angesichts der wirtschaftlichen Schäden spricht sich der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall, Volker Schmidt, für eine Reform des Streikrechts aus. Arbeitskämpfe, die die kritische Infrastruktur betreffen, sollten verbindlich an ein unabhängiges Schlichtungsverfahren gekoppelt werden, sagte Schmidt am Mittwoch. "Damit würde vermieden werden, dass sich eine Tarifpartei wie jetzt die GDL, Verhandlungen schlicht verweigert". Das gesamte Land für mehrere Tage erneut lahmzulegen, sprenge den Rahmen der rechtlich festgeschriebenen Verhältnismäßigkeit von Streikmaßnahmen, so Schmidt.

DGB: Streiks als einziges Mittel der Beschäftigten

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Niedersachsen dagegen warnt vor Forderungen nach einer Einschränkung des Streikrechts. "Streiks sind nicht nur ein rechtlich zulässiges, sondern explizit auch durchs Grundgesetz geschütztes Mittel im Arbeitskampf", sagte der DGB-Landesvorsitzende Mehrdad Payandeh. Der wirtschaftliche Druck sei das einzige Mittel der Beschäftigten, um für ihre Interessen zu kämpfen. Ohne Streikrecht gebe es keine Tarifverhandlungen auf Augenhöhe.

Streik der GDL: Folgen für Arbeitnehmer und Güterverkehr

Auswirkungen hat der Streik auf die Wirtschaft zum einen, indem Beschäftigten schlecht zur Arbeit kommen und Dienstreisen umgeplant werden müssen. Zum anderen sind Waren und Rohstoffe, die über die Schiene kommen, möglicherweise länger unterwegs und fehlen in den Betrieben. Besonders die Automobilwirtschaft sowie die Chemie- und Stahl-Branchen werden per Schiene beliefert. Die Salzgitter AG zum Beispiel bekommt per Bahn Erz und Kohle geliefert. Gleichzeitig gehen auch fertige Produkte über die Schiene raus. Dort stimme man sich deshalb nun täglich mit DB Cargo, der Gütersparte der Bahn, ab - hieß es auf Anfrage des NDR. Darüber hinaus schicken die firmeneigene Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter GmbH selbst Güter auf die Schiene, so die Salzgitter AG.

Bahnstreik im Güterverkehr hat Auswirkungen auf Häfen

Der GDL-Streik hat nach Angaben von Hafenlogistikern und Hafenbetreibern auch Folgen für den Güterumschlag in den Seehäfen an der Nordsee. "Wir rechnen damit, dass deutlich weniger Züge an- und ablaufen werden", sagte ein Sprecher des Containerterminal-Betreibers Eurogate im Vorfeld des Streiks. Eurogate betreibt an der deutschen Nordseeküste große Containerabfertigungen in Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg. Verzögerungen im Güterverkehr durch den Bahnstreik hatte auch Niedersachsens landeseigene Hafeninfrastrukturgesellschaft NPorts erwartet. "Wir gehen vom jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass es durch den Streik in unseren Standorten zu erheblichen Auswirkungen kommen wird", teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

Vom Bahnstreik profitieren?

Die Speditionen in Niedersachsen können, zumindest vorübergehend, teilweise vom Bahnstreik profitieren. Dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen zufolge gibt es aufgrund des Bahnstreiks kurzfristig eine erhöhte Nachfrage nach Lastwagen. Das sei aus wirtschaftlicher Sicht gut für Spediteure, hieß es. Der Verband sagt aber auch: Zum einen gebe es gar nicht so viele Lastwagen und Lastwagenfahrer, um mal eben den Ausfall ganzer Güterzüge zu kompensieren. Zum anderen gehe es langfristig außerdem darum, stabile Lieferketten hinzubekommen. Sonst schwinde Vertrauen.

Weitere Informationen
Lokführerstreik in Wismar: Einige Reisende kamen trotz des Streiks an ihr Ziel - dank Notfahrplan der Bahn. © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner

Bahnstreik beendet: DB und GDL gehen optimistisch in Verhandlungen

Die Lokführergewerkschaft GDL will sechs Tage lang streiken - bis zum kommenden Montag. Die Bahn wird diesmal nicht vor Gericht gehen. (23.01.2024) mehr

Eine Frau läuft in den Morgenstunden, der Morgen dämmert, mit einem Rollkoffer über einen Bahnsteig im Hauptbahnhof Hannover an einem stehenden ICE entlang. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Bahnstreik beendet: Weiter Ausfälle in Niedersachsen möglich

Der Arbeitskampf im Personenverkehr soll von Mittwoch bis Montag dauern. Im Güterverkehr beginnt der Ausstand schon heute. (23.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 24.01.2024 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bahnverkehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Fass mit radioaktiv verseuchtem Wasser steht am 04.03.2014 in Remlingen (Niedersachsen) in einem Schacht des Atommüll-Lagers Asse. (Archivbild) © picture alliance / dpa | Jochen Lübke Foto: Jochen Lübke

Atommüll-Endlager: Weitere Gebiete vorerst ausgeschlossen

Die BGE hat mögliche Regionen im Norden für Atommüll-Endlager eingegrenzt. Auch in Niedersachsen fallen Gebiete raus. mehr