Schlag gegen Automatensprenger: Polizei fasst Hintermänner
Bei einer Großrazzia hat die Polizei Osnabrück gemeinsam mit niederländischen Behörden mehrere Verdächtige von Automatensprengungen festgenommen. Darunter offenbar auch die Hintermänner der Szene.
Zahlreiche Gebäude hatten die Beamten aus Niedersachsen am Mittwoch mit Behörden in Nordrhein-Westfalen und aus den Niederlanden durchsucht. In einjähriger Ermittlungsarbeit habe die Polizei 18 Mitglieder der Geldsprenger-Szene aus den Niederlanden identifiziert, acht von ihnen seien am Mittwoch festgenommen worden, sagte Michael Maßmann, Polizeipräsident in Osnabrück, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Beschuldigte sollen für 23 Sprengungen verantwortlich sein
Dabei seien wichtige Hintermänner, darunter auch eine Schlüsselfigur sowie eine Frau, die der Geldwäsche verdächtigt wird, festgesetzt worden. Bei der Razzia in 26 Wohnungen und Geschäftsräumen - 22 davon in den Niederlanden und vier in Nordrhein-Westfalen - seien unter anderem Fluchtfahrzeuge, große Mengen Bargeld, illegale Sprengsätze und elektronische Geräte sichergestellt worden, so Maßmann. Mehr als 200 Einsatzkräfte waren an der Aktion beteiligt, unterstützt wurden sie von Sprengstoffexperten und Drogenspürhunden. Die 18 Beschuldigten sollen an mindestens 23 Sprengungen von Geldautomaten in Deutschland beteiligt gewesen sein. Dabei entstand ein Schaden von mehr als 5,5 Millionen Euro. Gegen sie werde nun wegen bandenmäßigen Diebstahls und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung ermittelt, so die Staatsanwaltschaft. Die Festgenommenen sitzen in niederländischer Untersuchungshaft.
Polizeipräsident lobt Großrazzia als "vollen Erfolg"
"Gestern und heute sind gute Tage gegen die kriminellen Machenschaften der Geldautomatensprenger-Szene", sagte Maßmann. Die Durchsuchungen der Einsatzkräfte von Polizei und Staatsanwaltschaft Osnabrück in Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden sei ein "voller Erfolg" gewesen. Auch Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zeigte sich erfreut über die Ermittlungen. Mutmaßliche Täter seien oft "skrupellos" und würden "schwerwiegende Unfälle in Kauf" nehmen. Entsprechend wichtig sei ein hartes Vorgehen des Rechtsstaates, so Behrens. Die Innenministerin appellierte zudem an die Bankenwirtschaft, das Sicherheitsniveau von Geldautomaten in deutschen Filialen zu heben, um die Bekämpfung von Geldautomatensprengungen voranzutreiben.
Wahlmann spricht von "hochgefährlichen Phänomen"
Auch Niedersachsens Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) lobte die Aktion gegen die Geldautomatensprenger als "Musterbeispiel internationaler Zusammenarbeit". Die Juristin nannte das Vorgehen der mutmaßlichen Täterinnen und Täter mit Festsprengsätzen ein "hochgefährliches Phänomen", bei dem auch die Bevölkerung in Gefahr gebracht werde.
Weniger Automatensprengungen in Niedersachsen
Laut einer neuen Erhebung ist die Zahl der Automatensprengungen in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent gesunken, teilte Behrens mit. In anderen Bundesländern sei die Tendenz jedoch steigend. Bankenwirtschaft und Innenministerium würden daher im engen Austausch stehen, um die Sicherheit deutscher Geldautomaten zu verbessern, so die Innenministerin. Bei den Tätern handelt es sich laut Staatsanwaltschaft oft um junge Männer, die für wenig Geld angeworben werden und dann nach Deutschland kommen, um die Sprengungen vorzunehmen.
Bereits die dritte Großrazzia gegen Automatensprenger
Die Osnabrücker Behörden hatten bereits im Sommer 2022 und im Herbst 2021 Durchsuchungen gegen die Sprengerszene geleitet. Dabei hatten sie in den Niederlanden unter anderem eine Art Trainingslager zum Sprengen von Geldautomaten gefunden.