Saufmeile statt Volksfest? Schausteller warnen vor hohen Gebühren
Die Schausteller und Marktkaufleute gehen nach den Einschränkungen in der Corona-Krise optimistisch in das Jahr 2023. Gleichzeitig warnen sie davor, dass etwa Weihnachtsmärkte zu Feiermeilen werden.
Das drohe, wenn Kommunen die Standgebühren weiter erhöhen, sagte Wilfried Thal, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schausteller und Marktkaufleute (BSM) am Mittwoch in Hannover. "Dann sieht man da nur noch Glühwein- und Bratwurstbuden, kein Spielzeug mehr und keinen Stand mit Gewürzen", sagte der Wochenmarkthändler aus Hamburg. Schausteller Patrick Arens aus Dortmund fordert, dass Volksfeste in öffentlicher Hand bleiben. "Wenn Volksfeste große Ballermann-Partys sind, geht keiner mehr hin", befürchtet er. Der Verband verwies bei seinem Treffen in Hannover auf die wichtige gesellschaftliche Funktion der Volksfeste als Treffpunkt. Die Feste zögen bundesweit jährlich geschätzte 190 Millionen Besucherinnen und Besucher an.
Neue Unsicherheiten durch Krieg und Inflation
Die Schausteller würden immer noch die Folgen der Pandemie spüren. Um die Einnahmeausfälle infolge der vielen abgesagten Volksfeste abzufedern, seien mindestens zwei, drei gute Jahre notwendig, sagte Schausteller Arens. Und mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der Inflation gebe es neue Unsicherheiten.
"Menschen haben Sehnsucht nach Begegnungen"
Entscheidend sei, dass die Strompreisbremse auch für die Branche gelte, betonte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes, Frank Hakelberg. Auch beim Personal gebe es Probleme. Die Unternehmen hätten wie auch die Gastronomie Schwierigkeiten, Mitarbeiter zurückzuholen. "Viele haben sich in der Pandemie anders orientiert." Dennoch sei man optimistisch. Zwar hätten Schützenfeste in kleineren Orten zuletzt teils weniger Gäste angezogen, sagte Hakelberg. Dafür entstünden vielerorts auch neue Feste. Hakelberg erkennt eine Sehnsucht der Menschen nach Begegnungen in der analogen Welt. "Sie wollen sich nicht mehr über Internet-Kontaktbörsen verlieben, sondern auf dem Volksfest", sagte er.